Rio de Janeiro ist vom Frieden weit entfernt. Im Januar hat die Organisation “Fogo Cruzado“ pro Tag durchschnittlich 22 Schußwechsel registriert. Wegen Feuergefechten musste auch eine der wichtigsten Schnellstraßen der Stadt mehrfach gesperrt werden.
Bilder von auf der Straße kauernden Menschen inmitten eines Schußwechsels lassen einmal mehr die Diskussion über die Sicherheit in Rio de Janeiro aufflammen. Verteidigungsminister Raul Jungmann spricht von einem Sicherheitssystem Brasiliens, das “bankrott“ und von der Wirklichkeit überholt worden sei.
Rio de Janeiros Gouverneur macht sich hingegen Sorgen um den Ruf der Cidade Maravilhosa und schiebt die Schuld in die Schuhe der Medien. Die würden für eine “grausame“ Berichterstattung sorgen. Die Stadt am Zuckerhut, sei gar nicht so gewalttätig, so Luiz Fernando Pezão vor laufender Kamera.
Daten von verschiedenen, unabhängigen Organisationen zeigen ein anderes Bild. Laut den Veröffentlichungen von “Fogo Cruzado“ ist es im Großraum Rio de Janeiros allein im Januar zu 688 Schußwechsel gekommen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl damit mehr als verdoppelt. Betroffen sind vor allem die Favelas und die daran angrenzenden Gebiete.
Erhöht hat sich auch die Zahl der Opfer. Seit Jahresbeginn sind bereits 146 Menschen erschossen worden, 158 wurden durch Schüsse verletzt. Opfer gibt es sowohl unter den Kriminellen als auch den Polizisten und der Zivilbevölkerung.
Die Gründe für die Gewaltwelle sind vielfältig. Ein Problem ist die drastische Finanzkrise Rio de Janeiros. Im Gespräch ist deshalb bereits ein Fonds zur Unterstützung des Sicherheitswesesens. Gefordert wird ebenso eine Reform des Polizeiwesens und eine Integration der bisher in verschiedene Ebenen und Zuständigkeiten aufgeteilten Sicherheitseinheiten, um gemeinsam und unbürokratisch vorgehen zu können.