Das 1:7 im Halbfinale der Heim-WM 2014 ging in die Geschichtsbücher des Weltfußballs ein. Brasilien war am Boden zerstört, während Deutschland weiterzog und den WM-Titel eroberte. Können die Südamerikaner sich nun vier Jahre später für die historische Niederlage revanchieren?
Verbessertes Team, doch reicht die Qualität?
Der brasilianische Fußball befand sich ausgerechnet im Jahr der WM im eigenen Land in einer großen Krise. Sämtliche Hoffnung lag auf den Schultern Neymars, der im Viertelfinale aus dem Turnier ausschied. Ob mit oder ohne ihm – die heftige 1:7 Niederlage gegen Deutschland war unvorhersehbar. Mehr Durchschnittsspieler als Klasse durchzogen den Kader, die ständige Nominierung von Mittelstürmer Fred – am Ende von den eigenen Fans ausgepfiffen – trieb genau dies auf die Spitze. Angesichts dessen verwundert es wenig, dass eine – wenn nicht die – Fußballnation 2018 endlich wieder mit einem stärkeren Kader zum Weltturnier reisen wird. In den WM 2018 Wettquoten wird das entsprechend gewürdigt: Brasilien ist mit einer Quote von 6,00 (Stand 2. Februar) hinter Deutschland das am zweitstärksten eingeschätzte Team. Ist das jedoch tatsächlich schon der Fall?
Neymar tritt nicht mehr alleine an, sondern wird vielmehr von vielen weiteren Top-Spielern in der Offensive unterstützt. Der neue Barcelona-Akteur Philippe Coutinho oder auch Manchester Citys Juwel Gabriel Jesus bilden die Basis der neuen Generation, die vor allem viel Geschwindigkeit im letzten Drittel des Platzes mitbringt. Dahinter bleiben jedoch Probleme vorhanden, die auch der beliebte Trainer Tite nur schwer lösen kann. Spieler wie Casemiro, Paulinho oder Fernandinho besitzen ihre Stärken allesamt in der Defensive und lassen das brasilianische Mittelfeld somit etwas unbalanciert wirken. Offensive Hilfe kommt nur aus den schwächeren Ligen, etwa der eigenen heimischen Serie A oder Chinas Super League. Defensiv hat sich nicht allzu viel verändert, mit Spielern wie Dani Alves, Thiago Silva und Marcelo.
Losglück für gelungenen Start
Die Losfee meinte es gut mit Brasilien, als im Dezember 2017 die Gruppenauslosung im Kreml stieg. Statt allemal möglichen starken europäischen Gegnern wurden es am Ende die Schweiz und Serbien, die beide keine zu anspruchsvolle Aufgabe darstellen sollten. Costa Rica, zweiter Gegner Brasiliens in der Gruppe E, überraschte die Fußballwelt 2014 mit dem Viertelfinaleinzug, bis schließlich das Elfmeterschießen Endstation gegen die Niederlande war. Eine abermalige Überraschung mit dem Achtelfinaleinzug ist nicht ausgeschlossen, wird den südamerikanischen Favoriten jedoch nicht stoppen. Sollte es nun jedoch für einen der großen Favoriten Brasilien und Deutschland in ihren Gruppen weniger optimal als geplant laufen, so steht bereits im Achtelfinale die Revanche an. Gewinnen beide ihre Gruppen wie erwartet, ist ein Duell unterdessen erst im Finale möglich.
Solange beide Mannschaften mit einer guten Form antreten, ist ein Duell auf Augenhöhe sicherlich möglich. Die Tiefe im Kader und die höhere Anzahl an Spielern auf Top-Niveau spricht jedoch für die DFB-Elf. Von Manuel Neuer, über das Duo Boateng/Hummels, Kroos/Khedira bis zu Thomas Müller in der Offensive bringen die Männer von Joachim Löw Extraklasse auf den Rasen, die durch viel Erfahrung angereichert wird. Deutschland hat den Weg schon einmal erfolgreich bestritten und weiß genau was nötig ist, um dies erneut zu schaffen. Ein Erfolg der Brasilianer mit sechs Toren Differenz ist jedoch praktisch ausgeschlossen. Ob man im Fall eines knappen Sieges wirklich noch von einer Revanche sprechen kann, ist eher unwahrscheinlich.