Vor 50 Jahren wurde in Brasilien die Jagd auf Wildtiere verboten. Jetzt gibt es Bestrebungen, sie wieder freizugeben. Sogar von der Einrichtung von Gehegen für die Sportjagd ist die Rede. Wissenschaftler und Umweltschützer schlagen Alarm. Sie sprechen von einer Bedrohung des Artenreichtums und einem Rückschritt beim Schutz der Biodiversität.
Der Gesetzesvorschlag zur Freigabe der professionellen und sportlichen Jagd wird derzeit im braslianischen Senat diskutiert. Eingereicht wurde er vom Abgeordneten Valdir Colatto. Der beruft sich auf die “Gefahr“, die von sogenannten Invasoren ausgeht, aus anderen Ländern eingeschleppten Tieren wie dem europäischen Wildschwein.
Die richten in verschiedenen Regionen Brasiliens in der Landwirtschaft enorme Schäden an. Sie dürfen allerdings unter bestimmten Voraussetzungen schon jetzt bejagt werden.
Ein weiteres Argument ist, dass auch heimische Wildtiere mangels natürlicher Feinde zur Plage geworden seien. Sie Krankheiten übertragen könnten und ebenso Schäden auf Äckern und Feldern verursachen würden. Auch das Reißen von Rindern und anderen Nutztieren wird angeführt.
Der Vorschlag zur Änderung des Gesetzes sieht zudem die Möglichkeit vor, dass Privatleute eine Art Reservat ausschließlich zur sportlichen Jagd einrichten können. 30 Prozent des Erlöses daraus müssten theoretisch in den Umweltschutz fließen.
Umweltschutzorganisation wie Greenpeace und WWF verurteilen das Vorhaben aufs Schärfste. Heimische Wildtiere wie Rehe, Pakas und Nebelschweine werden nach wie vor illegal erlegt.
Mit einer Freigabe der Jagd, könnten ihre Bestände noch gefährdeter werden, selbst wenn die Jagd mit Auflagen verbunden sei, sagen sie.
Vorgesehen wäre unter anderem das Erstellen eines Pflegplanes. In der Praxis, so die Befürchtungen, wäre damit jedoch eine tatsächliche Kontrolle der illegalen Bejagung beinahe unmöglich. Hinzu kommt eine Verminderung der Strafen und Bußgelder.
Umstritten ist auch der Vorschlag, dass traditionelle Populationen, wie indigene Völker oder Quilobolas, das Fleisch von Wildtieren verkaufen dürfen. Erhöht würde damit aber der Druck auf Tierwelt und Schutzgebiete.