Das erst kürzlich entdeckte Korallenriff im brasilianischen Amazonasdelta ist von der Öl-Ausbeute durch europäische Unternehmen bedroht. Die Unternehmen Total (Frankreich) und BP (Großbritannien) haben sich bereits 2013 die Lizenzen zur Ölförderung gesichert. Jetzt läuft das Genehmigungsverfahren dazu.
Währenddessen sammeln Wissenschaftler mit Hilfe der Umweltorganisation Greenpeace Daten und Beweise über die Einzigartigkeit des größten Korallenriffs Brasiliens. Das liegt nach ihren Angaben genau über dem Bereich, in dem 14 Milliarden Barrel Erdöl vermutet werden. Die Wissenschaftler sprechen von einer Tragödie, sollte tatsächlich grünes Licht zur Ölförderung gegeben werden.
“Esperanza“ (Hoffnung) heißt das Greenpeace-Schiff, mit dem die Wissenschaftler derzeit auf Expedition sind. Mit Hilfe eines Roboters zeichnen sie dabei Bilder vom Meeresboden auf. Über 40 verschiedene Arten von Korallen, 60 Schwammarten und 70 Fischarten haben sie in einer Tiefe von 70 bis 220 Metern bereits entdeckt.
Bei etlichen von ihnen soll es sich um Arten handeln, die wissenschaftlich noch nicht beschrieben sind. Sie könnten zudem bisher unbekannte Wirkstoffe für die Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs enthalten, konstatieren die Forscher.
Ursprünglich sind diese von einer Größe von 9.500 Quadratkilometern ausgegangen. Mittlerweile schätzen sie die Größe des Korallenriffs auf 56.000 Quadratkilometer. Damit wäre es das größte Korallenriff Brasiliens und eins der größten der Welt.
Das Besondere an ihm ist jedoch seine Lage. Eigentlich benötigen Korallen Licht. Im Amazonas-Delta dringt dies wegen des schlammigen Eintrages des Amazonasflusses kaum bis zu ihnen hindurch.
Die Wissenschaftler vermuten deshalb, dass es sich um ein weltweit völlig neues Biom handeln könnte. Auch deshalb versuchen sie, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine Zerstörung durch die Ölförderung zu verhindern.