Präsident Michel Temer hat am Sonntagabend in einem Versuch, den schon sieben Tage dauernden Streik der LkW-Fahrer zu beenden, weitere Zugeständnisse angekündigt. Der Streik hat bereits nach kurzer Zeit zu erheblichen Versorgungsengpässen in verschiedenen Bereichen geführt.
Mangels Kerosin wurden etliche Flüge gestrichen. In den Metropolen ist nur noch ein Teil der Omnibusflotte des öffentlichen Nahverkehrs im Einsatz. Sprit gibt es seit Tagen nur noch an einzelnen Tankstellen und in den Supermärkten leeren sich die Regale. Von der Bevölkerung werden die Brummifahrer dennoch unterstützt.
Druck auf die Regierung gab es indes von der Agro-Industrie. Die musste bereits durch fehlende Transportmöglichkeiten enorme Verluste hinnehmen. In einem Schreiben an die Regierung haben Tierproduzenten auf ein mögliches Massensterben von Hühnern und Schweinen hingewiesen, weil Futterlieferungen ausbleiben.
In anderen Industriezweigen musste die Produktions mangels Zusatzteilen und Basisprodukten gedrosselt oder stillgelegt werden.
Nachdem Fernfahrer seit dem 21. mit ihren Lastern wichtige Verbindungsstraßen und auch Zufahrtsstraßen zu Häfen und Raffinerien blockiert haben, hatte der in der Kritik stehende Temer am Freitag den Einsatz von Militär genehmigt. Das sollte die Blockaden auflösen. Die sind bis Sonntag aber nur teilweise durchbrochen worden.
Jetzt hofft Temer darauf, dass die am Sonntagabend von ihm angekündigten zusätzlichen Maßnahmen zu einem Ende des Streiks führen werden. Im Mittelpunkt steht die Senkung des Dieselpreises durch Steuererlässe. Zumindest für zwei Monate soll der Dieselpreis um 46 Cent fallen.
Zugestanden wurde ebenso eine Erleichterung der Mautpflicht für leere Laster sowie eine Tabelle mit Mindestpreisen für Frachten, wie dies vor allem von den freiberuflich tätigen Brummifahrern gefordert wurde. Sie stellen die Mehrheit der Fernfahrer Brasiliens.
Noch muss die Reaktion der Brummifahrer abgewartet werden. Von den offiziellen Vertretern diverser Vereinigungen wurden die Maßnahmen positiv aufgenommen. Sie wollen die Vorschläge der Regierung nun schnellsgmöglich den Streikenden zur Abstimmung vorlegen.
Sollten diese anerkannt und der Streik beendet werden, dürfte es jedoch noch einige Tage dauern, bis die Engpässe bei Treibstoffen, Lebensmitteln und anderen Produkten behoben werden können.
Von der Bevölkerung wurde die Ankündigung Temers mit gemischten Gefühen aufgenommen. In mehreren Metropolen des Landes wurde seine Ansprache von Töpfeschlagen begleitet. Angekündigt wurden seitens der Regierung zudem Ermittlungen gegen die Vereinigungen der Fernfahrer.
Die Kosten für die Maßnahmen werden mit zehn Milliarden Reais (umgerechnet derzeit etwa 2,3 Milliarden Euro) beziffert.