Das brasilianische Institut Imazon hat im Amazonas-Regenwald eine Zunahme der Kahlschläge um 22 Prozent registriert. Laut der Forschungseinrichtung entspricht die in den vergangenen zehn Monaten zerstörte Fläche der Summe von 200.000 Fußballfeldern.
Für den Großteil der Rodungen wird die Rinderhaltung verantwortlich gemacht, um den Regenwald in Weidegrund zu verwandeln, wie es von Imazon heißt. Besorgt zeigen sich die Forscher vor allem über die starke Zunahme der illegalen Machenschaften in staatlichen Schutzgebieten und Indio-Territorien. Allein auf die Schutzgebiete entfallen 30 Prozent der Kahlschläge.
Mit am stärksten betroffen ist der Nationalwald Jamanxim. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres hat Imazon in diesem 57 Quadratkilometer gerodeten Regenwald registriert. Die Fläche ist mehr als doppelt so groß, wie die in 2017 zerstörte Fläche.
Der Nationalpark Jamanxim hat 2017 für Schlagzeilen gesorgt, nachdem die Regierung Michel Temers das Schutzgebiet um 587.000 Hektar verkleinern, den Schutzstatus verringern und dort illegal gerodete Flächen sanktionieren wollte. Nach starken Protesten aus dem In- und Ausland war davon vorerst abgesehen worden. Vom Tisch ist das Vorhaben allerdings nicht.
Die agrobusiness-freundliche Politik Temers scheint die kriminellen Abholzer zu beflügeln. Von Imazon wird ein Zusammenhang bestätigt, zumal sich die Fleischwirtschaft im Aufschwung befindet. Hinzu kommt, dass 2018 in Brasilien Präsidentschaftswahlen stattfinden. Eine damit einhergehende Ungewissheit bei der Umweltpolitik vermittle ein Gefühl der Straflosigkeit.
Von der Umweltbehörde ICMBio heißt es, dass es mehrere Aktionen gegen die Zerstörung des Regenwaldes gegeben hat und dieses Jahr bereits Bußgelder in Höhe von 70 Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa 16,5 Millionen Euro) verhängt worden sind. 23 Millionen Reais (etwa 5,5 Millionen Euro) beziehen sich auf gerodete Flächen im Nationalwald Jamanxim.
Vom Umweltministerium gab es keine Stellungnahme zu den Zahlen. Es verweist lediglich darauf, dass die offiziellen Daten über Kahlschläge erst im zweiten Halbjahr 2018 bekannt gegeben werden.