Geschichten in Reimform auf einzelnen Blättern geschrieben und an öffentlichen Plätzen zum Verkauf auf Leinen aufgehängt, sind vor allem im Nordosten Brasiliens eine Tradition. Jetzt hat die besondere Literaturform Brasiliens in Rio de Janeiro eine eigene Bibliothek bekommen, eine “Cordelteca“.
Es ist eine leichtere Literatur. Sie erzählt vom Alltag im Sertão und widmet sich folkloristischen Themen. Nach Brasilien gekommen ist die Literaturform des Volkes mit den Portugiesen. Im Nordosten des südamerikanischen Landes hat sie sich weiter entwickelt und ist ein eigener Stil daraus entstanden.
Die Cordels werden nicht nur gelesen, sondern auch erzählt und gesungen. Ihre Reimform richtet sich dabei am Rhythmus des Atems. Einzelne Blätter wurden später zusammengeheftet, haben einen Umschlag mit einem gezeichneten Titelblatt erhalten und sind zu einer Art Comic-Roman geworden. Gedruckt wurden sie mittels Holzplatten, der Holzgravur.
Von besonderer Bedeutung für die Cordels war der brasilianische Journalist und Poet Leandro Gomes de Barros (1865-1918). Er hat als erster eine Strategie entwickelt, um die Volksliteratur des Nordostens brasilienweit zu verbreiten. Ihm ist die Ausstellung “Cordel e Cantadores – Brasil, a República do Cordel“ gewidmet. Sie begleitet die Eröffnung der ersten Cordelteca Rio de Janeiros.
Bei dieser alleine soll es nicht bleiben. Laut Ausstellungskurator Marcelo Fraga ist die Einrichtung von insgesamt 18 Cordeltecas geplant.
Vorerst können Interessierte in die Welt der Volksliteratur Brasiliens im Fortbildungszentrum Sesc im Stadtteil Tijuca eintauchen. Dort wird die Ausstellung bis Dezember zu sehen sein. Begleitet wird sie von Workshops, Debatten, Vorführungen und Shows.