Wenn 2019 im neu gewählten Abgeordnetenhaus die erste Sitzung stattfindet, wird erstmals in der Geschichte Brasiliens auch eine indigene Abgeordnete das Land repräsentieren. Joênia Batista de Carvalho vom Volk der Wapichana ist im Amazonas-Bundesstaat Roraima am Sonntag (7.) zur Abgeordneten gewählt worden.
Vor ihr war als bisher einziger Indigener der Cacique (Stammesführer) Mário Juruna vom Volk der Xavante im brasilianischen Kongress vertreten. Er war vor 36 Jahren (1982) ins Abgeordnetenhaus gewählt worden.
Dass jetzt eine indigene Frau den Sprung in das Abgeordnetenhaus geschafft hat, ist unter anderem einem gewachsenen politischen Bewusstsein der Ureinwohner Brasiliens zuzuschreiben und auch ebenso den enormen Problemen, ihre Rechte durchzusetzen.
2018 haben so viele Indigene wie noch nie für Kongress und Landesparlamente kandidiert. Insgesamt waren es 130 Männer und Frauen und damit 50 Prozent mehr als 2014.
Mit Sônia Guajajara hat es erstmals auch eine indigene Kandidatin für das Amt als Vize-Präsidentin gegeben. Sie war mit Guilherme Boulos von der links gerichteten PSOL angetreten.
Genügend Stimmen hat hingegen als einzige Joênia Wapichana erhalten. Sie hat bereits für andere Premieren gesorgt. 1997 hat sie als erste Indigene an der Universität Roraimas ihren Abschluß in Jura gefeiert.
2008 ist sie als Anwältin vor dem obersten Gericht STF aufgetreten. Auch das ein Novum. Bei dem Prozess ging es um die Abgrenzung des Indio-Territoriums Reserva Raposa Serra do Sol.
Jetzt gehört Joênia Wapichana der von der Ex-Umweltministerin Marina Silva gegründeten Rede Sustentabilidade an. Einsetzen will sie sich aber nicht nur für die indigenen Belange, die in dem nach wie vor von Konservativen und von der Agrolobby geprägten Kongress immer stärker unter Druck geraten.
Sie werde die Fahne der indigenen Völker hochhalten, sagt sie, sich aber ebenso für soziale Rechte, Gesundheit und Bildung einsetzen sowie gegen Korruption und Misswirtschaft.