Seit Tagen treffen in Brasiliens Hauptstadt Karawanen von Omnibussen ein, während die Vorbereitungen zum feierlichen Amtsantritt Jair Bolsonaros auf Hochtouren laufen. 250.000 bis 500.000 Zuschauer werden erwartet – so viele wie noch nie. Für die Sicherheit sollen 12.000 Polizisten, Soldaten und Elitekräfte sorgen.
Etliche Male ist der geplante Knovoi von der Catedral de Brasília bis zum Kongress durchgespielt worden. Ob der künftige Präsident Brasiliens einen offenen oder geschlossenen Wagen benutzen wird, soll aus Sicherheitsgründen erst kurz vor dem Umzug beschlossen werden. Die Espanada dos Ministérios wurde dazu schon am Samstag (29.) abgeriegelt.
Das Sicherheitsschema bei der Amtseinführung der brasilianischen Präsidenten spielt jedesmal eine große Rolle. Dieses Mal wird ein besonderes Augenmerk darauf gelegt. Einen Monat vor dem ersten Wahlgang im Oktober wurde gegen den Rechtspopulisten bei einer Wahlveranstaltung ein Attentat verübt und er mit einem Messer schwer verletzt.
Attentatsdrohungen soll es auch jetzt geben. Am Montag (31.), einen Tag vor den Feierlichkeiten, hat die Bundespolizei mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt. Gegeben haben soll es ebenso Haftbefehle. Die Polizeiaktion beruft sich unter anderem auf Posts auf der Internetseite ”Maldição Ancestral”. Dort ist von einer Geheimgruppe zu lesen, die sich “Sociedade Secreta Silvestre“ nennt und sich zu einer in der Kirche der Stadt Brazlândia entschärften Bombe bekannt haben soll.
Darüber hinaus hieß es in einem ihrer Posts, dass weitere “Überraschungen“ folgen könnten. Das gelte auch für den feierlichen Amtsantritt. Die Rede ist von terroristischen Akten, weiteren Bomben und der Verursachung von Chaos.
Währenddessen reist der Strom der Menschen nicht ab, die aus ganz Brasilien anreisen. Sie haben teilweise mehrtägige Anfahrten auf sich genommen und 2.000 und mehr Kilometer zurückgelegt, um ihren „Mito“ (Mythos) beim Amtsantritt zu sehen.
Etliche Reiseagenturen haben ein Geschäft mit dem “Mito“ schon kurz nach dem Feststehen des Wahlergebnisses gewittert. Reisepakete wurden dabei bereits einen Tag nach der Wahl Bolsonaros angeboten, darunter auch solche mit dem Namen “Patriotas“ (Patrioten).
Organisiert wurden aber ebenso private Karawanen mit Bussen, Autos, Vans oder Motorhomes. Der Run freut ebenso die Geschäftswelt Brasílias. Bereits im Vorfeld waren die 16.000 Betten der Hotels und Pousadas in der brasilianischen Hauptstadt beinahe ausgebucht.
Etliche der Anhänger des Rechtspopulisten wollen in Parkanlagen campen. Andere haben bei Bekannten oder Anhängern Unterschlupf gefunden. Viele der Anreisen wurden von rechtsorientierten Gruppen organisiert. Teilweise soll der Transport dabei von Privatunternehmen finanziert und gesponsort worden sein.
Dass aus allen Regionen Brasiliens Menschen zum Amtsantritt eines Präsidenten nach Brasília reisen ist normal. Dieses Mal ist hingegen von einem Rekord die Rede, der selbst den Besucherstrom des beliebten und derzeit inhaftierten Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva übersteigt.
Der soll 2003 nach Angaben der Arbeiterpartei PT 200.000 Menschen angezogen haben. Die Polizei sprach damals von 70.000. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Irgendwo in der Mitte zwischen 200.000 und 500.000 dürfte wohl auch die Zahl der jetzt erwarteten Zuschauer liegen.
Angekündigt haben sich auch 60 Delegationen aus anderen Ländern, unter ihnen Israels Präsident Benjamin Netanhayu. Der in Korruptionsverdacht stehende israelische Präsident hat sich bei seinem fünftägigen Besuch bereits vorab mit Bolsonaro getroffen und wird ebenso die Amtseinführung begleiten.