Bisher galten die Meeresschildkröten als standorttreu, was die Eiablage betrifft. So treu sind sie ihrem Geburtsstrand nun aber doch nicht. Auch sind sie nicht wirklich monogam. Die Jungen von einer einzigen Eiablage können durchaus von drei Vätern stammen. Selbst Kreuzungen zwischen den Arten haben die brasilianischen Forscherinnen nachgewiesen.
Um mehr über die Migrationsrouten der Meeresschildkröten (lesen Sie auch – Brasiliens Meeresschildkröten) herauszufinden hat Sarah Vargas von der Universität Espírito Santo (UFES) weltweit gezogene Proben genetisch Untersucht. Herausgefunden hat sie dabei unter anderem, dass an den Stränden des indischen Ozeans geschlüpfte Schildkröten tausende Kilometer schwimmen, um dann im brasilianischen Fernando de Noronha oder Atol das Rocas aufzutauchen.
Bisher galt die Annahme, dass die Meeresschildkröten zur Eiablage wieder an den Strand zurückkehren, an dem sie geschlüpft sind. Das wurde mit den neuesten Studien nun auf dem Kopf gestellt. Vielmehr gibt es genetische Vermischungen verschiedener Bestände. Damit ist belegt, dass nicht alle von ihnen an ihren Geburtsstrand zur Eiablage zurückkehren.
Studiert hat die Brasilianerin ebenso mutiple Vaterschaften. Die Jungen einer Meeresschildkröte können von bis zu drei verschiedenen Männchen stammen, so das Ergebnis. Am Strand Pvoação in Linhares im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo könnten nach ihren genetischen Studien auf ein Weibchen der Unechten Karettschildkröten (Caretta caretta) etwa zwei Männchen kommen.
An etwa der Hälfte der Nester waren mindestens zwei Männchen beteiligt.
Maira Carneiro Proietti vom Ozeanographischen Institut der Universität Rio Grande do Sul (FURG) ist bei ihren Studien über die Verbindungen der verschiedenen Populationen ebenso auf überraschende Ergebnisse gestoßen.
Sie hat an der Küste Brasiliens junge Hybridschildkröten entdeckt und damit Kreuzungen zwischen verschiedenen Arten von Meeresschildkröten nachgewiesen, wie zwischen der Echten und der Unechten Karettschildkröte.
Belegt hat sie damit ebenso, dass die Herkunft der Meeresschildkröten an der brasilianischen Küste wesentlich vielfältiger ist, als bisher angenommen. Sie können unter anderem aus Westafrika oder der Karibik stammen.