Nach zwei Wochen seit dem Dammbruch der Eisenerzmine in Brumadinho ist das ganze Ausmaß der Tragödie immer noch nicht übersehbar. Nach wie vor wird nach Opfern gesucht. Mittlerweile sind Schwergeräte im Einsatz, die den mehrere Meter hohen Schlamm auf der Suche nach Toten umgraben. Unterstützt wird die Feuerwehr inzwischen ebenso von freiwilligen Helfern.
Bisher sind 151 Tote geborgen und weitere sechs Körper entdeckt worden. 165 Menschn gelten indes nach wie vor als vermisst. Über hundert sind Obdachlos.
Immer wieder werden die Bergungsarbeiten durch Regen unterbrochen. Der schwemmt wiederum weiteren Abraum in den Rio Paraopeba. Laut der Stiftung „SOS Mata Atlântica” hat der mit Schwermetallen angereicherte Schlamm bereits 130 Kilometer des Flusses zerstört. Immerhin scheinen die von Vale im Fluss ausgebrachten Schwimm-Membranen zumindest etwa 50 Prozent der Abraumfracht zurückzuhalten.
Schon jetzt sind allerdings 17 am Fluss anliegende Städte betroffen. Bei der Trinkwasserversorgung wurde eiligst auf Alternativen wie Tiefbrunnen und andere Flüsse ausgewichen. Nicht ausweichen können die Fischer und die für ihre Tiere und Kulturen auf Wasser angewiesenen Landwirte.
Währenddessen zieht der Schlamm weiter flussabwärts. Gebangt wird, dass er ebenso den Rio São Francisco erreichen könnte, einen der wichtigsten Flüsse Brasiliens, auch was die Wasserversorgung des semiariden Nordostens betrifft. Noch ruhen die Hoffnungen auf dem Wasserkraftwerk Retiro Baixo und den Stausee Três Marias.
Dort könnte die zerstörerische Schlammfracht möglicherweise aufgehalten werden. Ob dies gelingen wird, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen.
Ein weiteres Problem sind Infektions- und chronischen Krankheiten. Eine entsprechende Warnung dazu hat es bereits von der Stiftung Fiocruz gegeben. Die Einrichtung beruft sich dabei auf Erfahrungen nach Katastrophen wie den atomaren Unfall Fukujima in Japan und den Dammbruch in Mariana im Jahr 2015.
Nach Mariana gab es in der Region unter anderem einen Ausbruch von Gelbfieber. Verwiesen wird aber auch auf höhere Zahlen von Schlaganfällen, Bluthochdruck und Atemwegserkrankungen.
Noch laufen die Untersuchen zur Ursache des Dammbruches. Eine These beruft sich auf die Ansammlung von Wasser im Dammbereich. Offenbar hat Vale schon im vergangenen Jahr versucht, Drainagerohre zu legen. Dass die Probleme mit den Wassereinträgen nicht unbekannt waren, zeigt auch der von der deutschen TÜV-Süd-Niederlassung in Brasilien im vergangenen Jahr verfasste Bericht.
In ihm werden zudem nicht funktionierende Messgeräte aufgeführt. Dass der Vale dennoch die Betriebsfähigkeit des Dammes bescheinigt wurde, hat einer der zuständigen Ingenieuren mit einem “Druck“ seitens des Unternehmens Vale begründet.
Drei Ingenieure der Vale und zwei des TÜV waren vorübergehend festgenommen worden, befinden sich mittlerweile aber wieder auf freiem Fuß.
Nach dem Dammbruch in Mariana mit 19 Todesopfern und dem Dammbruch am 25. Januar in Brumadinho, der einen Schlammtsunami von 12 Millionen Kubikmetern ausgelöst und wahrscheinlich über 300 Menschen das Leben gekostet hat, sind die Behörden Brasiliens endlich aktiv geworden.
Im Gespräch ist, den aufgestockten Dammbau mit Abraummaterial zu verbieten. Am Freitag (8.) sind zudem die Bewohner mehrerer Dörfer unterhalb zwei anderer Dämme von Eisenerzminen vorsichtshalber evakuiert worden. In Itatiaiuçu hat der Zivilschutz wegen eines möglichen Dammbruches in der Mina de Serra Azul Alarm geschlagen.
In Barão de Cocais hat ein Ingenieurbüro die notwendige Bescheinigung zur Funktionstüchtigkeit des Dammes verweigert.