Brasiliens ehemalige Umweltminister haben sich öffentlich gegen die aktuelle Umweltpolitik des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaros ausgesprochen und die Jugend zu Demonstrationen aufgerufen. Sie sprechen von einem systematischen Abbau aller bisher erzielten Errungenschaften zum Schutz der Natur und gewaltigen Rückschritten in Sachen Umweltschutz.
Das Treffen aller noch lebenden, ehemaligen Umweltminister vergangener Regierungen Brasiliens ist ein Novum. Unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit und den von ihnen vertretenen Ideologien haben sie sich vereint, um gemeinsam vor den Folgen eines geschwächten Umweltschutzes zu warnen und die Bevölkerung Brasliens aufzurütteln.
Schon wähend des Wahlkampfes hatte Bolsonaro deutlich gemacht, dass sich der Umweltschutz der Agroindustrie und dem erwünschten Wirtschaftswachstum unterordnen muss. Damals sprach er ebenso noch von einem Ausstieg aus dem Klimaabkommen von Paris.
Kritisiert werden von den acht Ex-Umweltministern mehrere Aktionen, Aussagen und Anstrengungen der Regierung Bolsonaros, wie die Auflösung der nationalen Wasseragentur und die Verlegung der Forstbehörde Serviço Florestal Brasileiro und Teile der Indio-Behörde Funai zum Landwirtschaftsministerium.
Aufgelöst wurde ebenso das Sekretariat für Klimaveränderungen. Leitende Stellen der Umweltbehörden Ibama und ICMBio wurden mit Militärs besetzt. Im Gespräch sind zudem Erleichterung von Umweltgenehmigungen sowie die Freigebung von Schutzgebieten und Indio-Territorien für den Bergbau.
Kontrollen durch die Behörden, wie die gegen Kahlschläge im Amazonas-Regenwald werden von Bolsonaro und Umweltminister Ricardo Salles öffentlich kritisiert. Ex-Umweltminister Carlos Minc erinnerte an die Genehmigung von Agro-Giften, die in Europa wegen ihrer gesundheitsgefährdenden Wirkungen längst verboten sind.
Auf dem Spiel steht die Zukunft des Landes und künftiger Generationen, so die Umweltminister. Brasilien darf nicht zur bösen Königin des Game of Thrones der Umwelt werden, sagte Ex-Umweltministerin Izabella Teixeira.
Ex-Umweltministerin Marina Silva entwaffnete das von Bolsonaro angeführte Argument der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie verwies auf ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent in der Vergangenheit während gleichzeitig die Kahlschläge im Amazonas-Regenwald um 80 Prozent reduziert und die Agroindustrie ausgebaut worden sei.
Aufrütteln wollen die Ex-Minister vor allem die Jugend. Sie wollen sich aber auch an internationale Gremien wenden, um zumindest einige Vorhaben der brasilianischen Regierung zu verhindern, wie sie sagen.
Umweltminister Ricardo Salles will von den Vorwürfen nichts wissen und verweist auf die Gründung einer eigenen Politik zur Umweltqualität in den Städten.