Brasilien feiert gleich zwei Erfolge beim Filmfestival in Cannes. Es war zwar nicht die Goldene Palme, für ihren Film “Bacurau“ haben Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles jedoch den Jury-Preis erhalten. Einen Tag zuvor hat zudem “A Vida Invisível de Eurídice Gusmão” von Karim Aïnouz den Un Certain Regard gewonnen.
Kleber Mendonça Filho war bereits 2016 mit “Aquarius“ in Cannes vertreten. Jetzt hat er mit der Satire “Bacurau“ die Jury überzeugt. Bacurau ist ein fiktiver Ort im Sertão des Nordostens Brasiliens. Der gerät mit dem Tod Dona Carmelitas aus den Bahnen.
Auch wenn die Filmidee schon 2009 entstand, ist sie so aktuell wie nie. Mendonça und Dornelles zeigen mit ihrem Film ein geteiltes und bewaffnetes Brasilien. In der Realität ist das Land spätestens seit des Wahlkampfes 2018 gespalten. Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro hat zudem ein Dekret zur Erleichterung vom Waffenbesitz und Waffentransport erlassen.
Karim Aïnouz ist zum dritten Mal mit einem Langfilm in Cannes angetreten Dieses Mal hat der Brasilianer auf eine Co-Produktion mit Deutschland gesetzt und das Buch von Martha Batalha über die Relation zweier Schwestern als melodramatischen Film umgesetzt. Der stellt unter anderem den in der Gesellschaft verwurzelten Machismus in Frage.
Sowohl Karim Aïnouz als auch Kleber Mendonça Filho haben bereits im Vorfeld ihre Teilnahme in Cannes gefeiert. Allein, dass ihre Filme für das Festival ausgewählt wurden, ist von ihnen angesichts der rigorosen Auswahlkriterien und internationalen Konkurrenz schon als Preis gewertet worden.
Die jetzt erhaltenen Auszeichnungen haben sie den Mitwirkenden der Filmbranche gewidmet. Die befindet sich angesichts der angekündigten Kürzungen im Kulturbereich in der Krise. Kurz nach dem im April die Liste mit den für das Filmfestival ausgewählten Filmen veröffentlicht worden ist, hatte die Behörde Ancine zudem die vorübergehende Einstellung der Finanzierung audiovisueller Produktionen angekündigt.
Brasilianer waren ebenso an weiteren Filmerfolgen beteiligt. Der Kritikpreis ging an “The Lighthouse“, ein amerikanischer Film, der vom Brasilianer Rodrigo Teixeira produziert worden ist.
Für Aufsehen hat auch “Traitor“ gesorgt, eine italienisch-brasilianische Co-Produktion von Marco Bellocchio. Er erzählt die Geschichte des Mafioso Tommaso Buscetta. Der war im realen Leben mehrfach nach Brasilien geflüchtet und zweimal von den Brasilianern an die italienischen Behörden übergeben worden.
Seine Frau war Brasilianerin. Sie wird von der brasilianischen Schauspielerin Fernanda Cândido verkörpert. Bei der Ausstrahlung wurde der Film vom Publikum mit einem 13-minütigen Applaus gefeiert.