Immer mehr Brasilianer ziehen in ein Appartement, in 14 Millionen Häusern des Landes wird auf dem Holzofen gekocht und die Zahl der weißen Brasilianer nimmt ab.
Herausgefunden haben dies die Forscher des brasilianischen Statistikamtes IBGE mit der Studie “Pesquisa Nacional por Amostra de Domicílios Contínua“ (Pnad Contínua). Die zeigt ein umfassendes Bild über die Lebenssituation der Brasilianer auf.
Nach der Pnad-Studie haben sich die etwa 210 Millionen Einwohner Brasiliens 2018 auf 71 Millionen Haushalte verteilt. 2017 waren es noch 2,2 Prozent und damit 1,5 Millionen Haushalte weniger.
Die meisten der Brasilianer leben nicht in Appartements, sondern in Häusern. Nur 9,8 Millionen (13,8 %) wohnen in Appartements. Ihre Zahl ist seit einigen Jahren jedoch zunehmend. Der Großteil der Häuser und Wohnungen befinden sich im Eigenbesitz. Lediglich 12,9 Millionen der Haushalte zahlen Miete.
Öffentliche Trink- und Abwasserversorgung stagniert
Etwa 90 Prozent der brasilianischen Haushalte verfügen über ein eigenes Bad und Toilette. Ein Drittel von ihnen ist allerdings nicht an die Kanalisation oder an eine Versatzgrube angeschlossen.
Im Norden des Landes gilt dies sogar für 78,2 Prozent. Veränderungen hat es dabei in den vergangenen Jahren nicht gegeben.
Acht von zehn Haushalten (82,1 Prozent) können auf eine tägliche Müllabfuhr setzen. Etwa 21 Millionen Brasilianer bleiben dabei aber nach wie vor außen vor.
7,5 Prozent verbrennen ihren Abfall deshalb im eigenen Garten. Zu wünschen übrig lässt die Müllentsorgung vor allem im Nordosten und Norden des Landes.
Die öffentliche Trinkwasserversorgung erreicht 97,5 Prozent der Haushalte. Sie ist aber nicht immer garantiert. Etwa 19 Millionen Brasilianer sind zwar an die Trinkwasserversorgung angeschlossen, erhalten aber nicht täglich Wasser.
Verantwortlich gemacht werden dafür durch Dürren ausgetrocknete Wasserreservoirs und ebenso damit einhergehende Rationierungen.
Betroffen sind vor allem die Menschen des semiariden Nordostens Brasiliens. Trinkwasser-Rationierungen hat es 2018 aber auch in der Hauptstadt Brasília gegeben.
Nur jeder sechste Haushalt hat eine Waschmaschine
Das Statistikamt wollte ebenso wissen, unter welchen Bedingungen die Menschen leben. Herausgefunden haben die Statistiker, dass mittlerweile 88,2 Prozent der Unterkünfte gemauert und verputzt sind.
Gut 77 Prozent der Unterkünfte haben einen gefliesten Boden. Unverputzte Häuser gibt es aber nach wie vor. Sie sind vor allem in den Randgebieten der Städte, der Favelas zu finden.
Holzhäuser werden in den großen Siedlungen seltener, sind aber auf dem Land noch präsent.
Mit 98 Prozent steht in beinahe allen Haushalten Brasiliens ein Kühlschrank. Bei der Waschmaschine sieht es anders aus. Die kommt nur in 65,1 Prozent der Häuser und Wohnungen zum Einsatz.
Im Norden des Landes sind indes nur 36,2 Prozent der Haushalte mit Waschmaschinen ausgestattet, während es im reicheren Süden 85,8 Prozent sind.
Mehr Brasilianer kochen auf Holzofen
Gekocht wird vor allem auf dem Gasherd. In etwa 14 Millionen Haushalten (knapp 20 Prozent) wird das Essen jedoch auf dem Holz- oder Kohleofen zubereitet. Ihre Zahl ist zwischen 2016 und 2018 um drei Millionen gestiegen.
Gas wie auch Treibstoffe haben in den vergangenen Jahren starke Preiserhöhungen erlebt, da der Energiekonzern Petrobras 2016 seine Preispolitik geändert hat.
Seitdem sind die Preise von Gas-, Benzin und anderen Treibstoffen an die internationalen Tageskurse und damit an den gegenüber dem brasilianischen Real starken Dollar gebunden.
Ein Auto ist in 48,8 Prozent der Haushalte vorhanden, ein Motorrad in 22,2 Prozent. 11,1 Prozent der Familien besitzen sowohl ein Auto als auch ein Motorrad.
Dass der Anteil der Motorräder in Brasilien relativ hoch ist, hat seinen Grund. Sie sind günstiger und verbrauchen weniger Treibstoff, der für die Bewohner des südamerikanischen Landes teuer ist.
Bevölkerung: Mehr Schwarze, weniger Weiße
Bei den Fragen zur Bevölkerung haben die Statistiker eine Kuriosität zu vermelden. Immer weniger Brasilianer stufen sich als Weiße ein, während der Anteil der schwarzen und dunkelhäutigen Männer und Frauen zunehmen
Dass dem so ist, wird auf Veränderungen in der Gesellschaft und der Politik zurückgeführt. Das Selbstbewusstsein der Afrobrasilianer ist gestiegen.
2018 haben sich 43,1 Prozent der Bevölkerung als Weiße eingestuft, 46,6 Prozent als “Pardos“ (dunkelhäutig) und 9,3 Prozent als Schwarze.
Abnehmend ist ebenso der Anteil der jungen Brasilianer an der Gesamtbevölkerung. Nur noch 42,9 Prozent sind weniger als 30 Jahre alt. 2012 waren es 47,6 Prozent. Jeder zehnte Brasilianer ist hingegen älter als 65 Jahre.
Kein Gleichgewicht gibt es bei der Geschlechterverteilung. Frauen und Mädchen sind in der Überzahl. Sie stellen 51,7 Prozent der Bevölkerung, die Jungen und Männer 48,3 Prozent.