Etliche Regionen Brasiliens liegen derzeit unter von Bränden verursachten, dicken Rauchwolken. Die meisten Brände werden in Amazonien registriert. Präsident Jair Bolsonaro beschuldigt indirekt Nichtregierungsorganisationen für Brände verantwortlich zu sein, die vor allem die Amazonas-Region geißeln.
Während unlängst die extem getiegene Zahl der Rodungen im Amazonas-Regenwald für Schlagzeilen sorgten, sind es jetzt die Brände. Deren Zahl ist nach Daten des Raumforschungsinstitutes Inpe um 83 Prozent gestiegen.
Seit Anfang des Jahres sind 72.000 Brandherde gezählt worden. Von ihnen entfallen 52,6 Prozent auf die Amazonas-Region. In der sind bis zum 20. Juli bereits über 39.000 Brände gezählt worden, während es im gleichen Zeitraum des Vorjahres weniger als 16.000 waren.
Begünstigt werden die Brände durch die seit Wochen anhaltende Trockenheit. Spezialisten, Forscher und Umweltschutzorganisationen verweisen jedoch auch auf eine geringere Zahl von Kontrollen und dem Zusammenhang mit den gestiegenen Kahlschlägen, da Rodungsflächen häufig durch ein gelegtes Feuer “gesäubert“ und somit zur Beweidung vorbereitet werden.
Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro sieht dies anders. Von Journalisten angesprochen auf den extremen Anstieg der Brände sagte er, dass Nichtregierungsorganisationen auf kriminelle Weise diese verursacht haben könnten. Diesen seien Mittel gestrichen worden und jetzt wollten sie auf sich aufmerksam machen. Sie würden eine Kampagne gegen die Regierung führen, so Bolsonaro.
Angesprochen hat Bolsonaro damit den momentan auf Eis gelegten Amazonasfundus. In den wurden vor allem von Norwegen und auch Deutschland zur Finanzierung von Projekten zum Erhalt des Amazonas-Regenwaldes in den vergangenen Jahren Milliarden eingezahlt. Etwa 40 Prozent davon gingen an Projekte von Nichtregierungsorganisationen und 60 Prozent an Projekte der Bundesstaaten und des Staates Brasiliens.
Organisationen wie der WWF und das brasilianische Umweltschutzinstitut Proam verurteilen Bolsonaros Aussagen als “unverantwortlich“. Raul Valle vom WWF-Brasilien verweist darauf, dass die zehn Munizipe mit der höchsten Zahl an Bränden auch die Munizipe mit den größten Kahlschlägen sind. Gemeinsam sind die Munizipe für 37 Prozent der Brandherde und 43 Prozent der Kahlschläge des Amazonas-Regenwaldes verantwortlich.
Die Feuerbrunst sorgt indes nicht nur für Umweltprobleme. Im Bundesstaat Mato Grosso liegen etliche Städte unter einer dichten Rauchglocke. Viele Fazendeiros und Landwirte haben Hab und Gut verloren. Reduziert wurde durch das Feuer ebenso die Produktivität des Bodens für den Anbau kommender Kulturen.
Brände werden ebenso aus dem Pantanal und anderen Regionen Brasiliens vermeldet. Doch selbst in Städten abseits der Brandherde sind die Folgen zu spüren. In São Paulo ist am Montag ein „schwarzer Regen“ nieder gegangen.
Durch Analysen des dunkelgrauen Wassers wurde bestätigt, dass der Regen Rauchpartikel enthielt. Diese könnten aus der Pantanalregion sowie aus der Amazonas-Region über die Wolken bis in die 3.000 Kilometer entfernte Megametropole getragen worden sein, wie Spezialisten konstatieren. Umweltminister Ricardo Salles streitet dies ab und spricht von Sensationalismus und Fake-News.
Er räumt jedoch ein, dass die Brände ein großes Problem darstellen, während er unlängst noch die gestiegenen Kahschläge herunter gespielt hat. Bei der momentan in Salvador da Bahia stattfindenden Klimakonferenz Lateinamerikas und der Karibik hat er sich dafür Buhrufe eingehandelt.
Dutzende Umweltorganisationen und Forschungseinrichtungen haben mittlerweile zudem Unterschriften gesammelt und fordern Ermittlungen gegen Salles. Vorgeworfen wird ihm und dem Umweltministerium bezüglich der gestiegenen Kahlschläge und Brände Unterlassung.
Über das System Deter ermittelt das Raumforschungsinstitut Inpe täglich mit Hilfe von Satellitenbildern mögliche Rodungsflächen im Amazonas-Regenwald. Die Daten werden an die Umweltbehörden weitergereicht, damit diese Kontrollen einleiten. Die haben allerdings trotz gestiegener Warnmitteilungen des Inpe abgenommen. Salles macht dafür die Wirtschaftskrise und notwendige Budgetkürzungen verantwortlich.
Salles und Bolsonaro haben zudem öffentlich die vom Inpe ermittelten Zahlen über den Zuwachs der Kahlschläge angezweifelt. Sie würden ein schlechtes Bild auf Brasilien werfen, so Bolsonaro, der die Daten künftig zuerst erhalten und dann über eine Veröffentlichung entscheiden will. Entlassen hat er kurzerhand ebenso den bisherigen Präsident des Inpe. Ersetzt wurde er durch einen Militär.
Darüber, wie das südamerikanische Land die wachsende Zerstörung des größten, tropischen Regenwaldes der Welt bremsen will, gibt es bisher indes keine offiziellen Aussagen. Rodungen und Brände stellen hingegen den größten Anteil bei den von Brasilien verursachten Treibhausgasen.
Bei der Weltklimakonferenz in Paris hatte sich das Land zudem verpflichtet, bis 2030 die illegalen Kahlschäge auf Null zu reduzieren sowie zur Wiederbewaldung von zwölf Millionen Hektar degradierter Flächen.