Seit Wochen tauchen an etlichen Stränden des brasilianischen Nordostens immer wieder Ölflecken auf. Während Behörden versuchen, den Ursacher ausfindig zu machen, wird vor Ort daran gearbeitet, die Ölpaste aufzusammeln und die Strände zu säubern.
Die ersten Ölflecken sollen schon am 30. August an drei Stränden des Bundesstaates Paraíba gesichtet worden sein. Seitdem vergrößert sich die Zahl. Über 138 Strände in den neun Bundesstaaten von Maranhão bis Bahia sind mittlerweile betroffen. Die Ölflut reisst indes nicht ab.
Einige der Strände konnten bereits gesäubert werden. Gesammelt wurden dabei etwa 130 Tonnen Rohöl. Vom brasilianischen Ölkonzern Petrobras heißt es, dass dieses nicht aus den heimischen Raffinerien stamme, wie Analysen gezeigt hätten. Vielmehr könnte der Ursprung nach der Zusammensetzung des Rohöls aus Venezuela stammen, wie von staatlichen Autoritäten und Präsident Jair Bolsonaro verkündet worden ist.
Der Ursprung liegt allerdings nach wie vor im Dunkeln. Zunächst war davon ausgegangen worden, dass das Öl durch eine illegale Säuberung von Öltanks auf See stammen könnte. Die bisher gefundene Menge ist jedoch wesentlich höher.
Inzwischen wurde eine eigene Operation zur Untersuchung der Ölflut eingerichtet. Satellitenbilder werden ausgewertet, Flugzeug, Schiffe und Soldaten sind im Einsatz, Häfen, Universitäten, Polizei und andere staatliche Einrichtungen sind daran beteiligt.
140 Schiffe wurden ausgemacht, die in der Region zum Zeitpunkt des Auftauchens der ersten Ölflecken unterwegs waren. Herausfinden wollen die brasilianischen Behörden, ob eins von ihnen Öl illegaler Weise abgelassen hat.
Ein Unfall eines Schiffes wird von Experten indes nahezu ausgeschlossen, da dies längst schon hätte bekannt werden müssen. Andererseits könnte das Öl auch von einem Schiff oder Öltanker stammen, das bereits vor Monaten oder Jahren untergangen ist, wie einige der Spezialisten konstatieren.
Auch nach sechs Wochen fehlt deshalb noch jede Spur vom Verursacher der Katastrophe. Die hat bereits zum Tod von Meerestieren geführt. Zwölf tote Meeresschildkröten wurden schon gefunden. Das ganze Ausmaß auf Riffe und Tierwelt ist jedoch noch unbekannt.
Umweltschützer fordern währenddessen stärkere Maßnahmen zur Vermeidung weiterer und größerer Schäden. Besorgt sind ebenso Tourismusbranche und Fischer, die ebenso um ihre Lebensgrundlage bangen.
Um den Ursprung des Öls nun festzustellen, wollen die Behörden die Puzzleteile in umgekehrter Reihenfolge verfolgen. Die Untersuchung, wann und wo der Vorfall begann, umfasst vornehmlich fünf Elemente: die Öldichte, das Datum der Strandsichtung, die Strömungen im Atlantik, die Windrichtung und Windintensität sowie die Schiffsrouten.
Der Zeitpunkt der Ankunft von den Ölspuren an den Stränden des Nordostens gibt wichtige Hinweise auf den Nullpunkt des Lecks, welches nach Schätzungen von Experten zwischen 40 und Hunderten von Kilometern vor der Küste von Pernambuco und Paraíba variieren kann. Und die Zeit drängt, denn noch immer werden neue Ölplacken angespült. Auch soll nun genauer untersucht werden, wo das Öl gefördert oder produziert wurde. Doch hier sind die Behörden sogar auf internationale Zusammenarbeit angewiesen, sollte sich aufzeigen, dass das Öl nicht aus Brasilien stammt.