Seit jeher gehört Brasilien zur den Fußballnationen schlechthin. In jeder Generation der Seleção, wie die brasilianische Fußballnationalmannschaft auch genannt wird, liefen große Stars für die Mannschaft auf. Von Pelé über Zico bis hin zu Ronaldo, Ronaldinho oder Neymar – die Auswahl vom Zuckerhut ist stets gespickt mit wahren Ballzauberern. Nicht zuletzt wegen ihrer Superstars darf sich Brasilien als Rekord-WM-Sieger feiern. Fünf Titel hat bis dato noch keine andere Nationalmannschaft geschafft. Und doch liegt der letzte große Erfolg nun schon über 17 Jahre zurück. Wir werfen einen Blick auf den WM-Sieg der Seleção bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea.
Standesgemäß durch die Gruppenphase
Nach dem Debakel im WM-Finale 1998, bei dem man sich einer überragenden französischen Nationalmannschaft, angeführt von Zinédine Zidane, chancenlos geschlagen geben musste, sollte nun in Japan und Südkorea Wiedergutmachung betrieben werden. In der Gruppenphase trafen die Brasilianer dann auf die Türkei, Costa Rica und China. Während der Auftakt gegen die Türken eher schleppend verlief und man sogar zunächst in Rückstand geriet, gelang durch einen Treffer von Ronaldo und einem späten Elfmeter von Rivaldo doch noch der Auftaktsieg. Etwas weniger aufreibend, wenn auch nicht vollends überzeugend waren die beiden Siege gegen Costa Rica und China. Letztlich setze sich die Seleção ungeschlagen mit einem Torverhältnis von 11:3 durch, musste sich aber dennoch Kritik wegen der „langweiligen“ Spielweise gefallen lassen.
Auf Ronaldo und Rivaldo ist Verlass
Im Achtelfinale ging es dann gegen die belgische Mannschaft. Mit jeweils drei Toren in der Vorrunde hatten sich die beiden Offensivakteure Ronaldo und Rivaldo bereits eingeschossen. Nun mussten also die Belgier dran glauben. Auch wenn dieses Spiel, für brasilianische Verhältnisse, doch recht zäh verlief, war auf die beiden Goalgetter verlass. Zunächst sorgte Rivaldo in der 67. Minute für die Führung und kurz vor Schluss machte Ronaldo mit seinem vierten Turniertreffer alles klar, wie Weltfußball berichtete. Im Achtelfinale sollte dann der erste „große Gegner“ folgen. Da England in der Gruppe nur den zweiten Platz hinter Schweden erreichte, trafen sie bereits im Viertelfinale auf die Seleção. Auch in diesem Spiel ging sie zunächst in Rückstand, da Michael Owen einen Patzer von Lucio eiskalt ausnutzte. Kurz vor der Halbzeit konnte Rivaldo allerdings ausgleichen. Dann folgte der Auftritt des „kleinen Ronaldos“, wie die FAZ Ronaldinho damals taufte. Zunächst brachte er seine Mannschaft mit einem Geniestreich in Führung, als er einen Heber aus 35 m im Tor versenkte, nur um kurz darauf aufgrund eines groben Foulspiels mit der roten Karte vom Platz geschickt zu werden. Untröstlich musste das junge Talent den Platz verlassen.
Wiedersehen mit der Türkei im Halbfinale
Im Halbfinale kam es dann zum Wiedersehen mit der Türkei, die sich in der Runde zuvor glücklich gegen Senegal durchsetzte. Wie auch schon im ersten Gruppenspiel hielt die Türkei mit einer starken Defensive gegen das brasilianische Joga Bonito. Ohne den gesperrten Ronaldinho war es Ronaldo, der kurz nach der Halbzeit das entscheidende 1:0 schoss. Für den Torjäger, der damals Teil des galaktischen Real Madrids war, ein Team, das mit einer Quote von 3,25 bei den Fußball Wetten von Betway auch dieses Jahr wieder standesgemäß zu den Favoriten in der spanischen Liga gehört (Stand: 13.11.), war es bereits der sechste Treffer im laufenden Wettbewerb.
Das Finale: Ronaldo überragt, der Titan patzt
Bis hierhin war es Oliver Kahns Turnier gewesen. Der deutsche Nationaltorwart festigte seinen Ruf als Titan und bester Torhüter der Welt. Während des gesamten Turniers hat er der Überraschungsmannschaft den Rücken freigehalten und ist vor allem im Viertelfinale gegen die USA über sich hinausgewachsen. Dass er der beste Torhüter des Turniers werden würde, stand außer Frage. Dass er aber auch die Auszeichnung als bester Spieler der WM erhielt, war ein Novum und unterstreicht die übermenschliche Leistung Kahns. Umso schmerzhafter ist die Tatsache, dass ausgerechnet er im Finale einen rabenschwarzen Tag erwischte und durch einen Schnitzer den Sieg der Brasilianer einleitete. Einen Abpraller verwertete Ronaldo zum 1:0, nur um wenige Minuten später mit seinem achten Turniertreffer alles klarzumachen. Einen Rückblick zum Finale gibt es auch beim Spiegel. Brasilien krönte sich im Finale von Yokohama zum fünften Mal zum Weltmeister. Die große Revanche gab es dann bei dem 1:7 Debakel beim Halbfinale der Heim-WM 2014.
Bis heute sollte es der letzte Erfolg der Seleção auf der WM-Bühne bleiben. Sowohl vier Jahre später in Deutschland als auch in Südafrika, Brasilien und Russland konnten die Zauberer vom Zuckerhut bisher nicht an die ganz großen Titel anknüpfen. Vielleicht ist es ja 2022 in Katar wieder so weit?