In Brasilien setzen Viele zur Jahreswende auf “Simpatias“, Rituale, mit denen Wohlstand, Liebe, Gesundheit und auch ein neuer Arbeitsplatz angezogen werden soll.
Jeder dritte Brasilianer will in der Silvesternacht mindestens eins der vielen Neujahrs-Rituale durchführen, wie mit einer Umfrage herausgefunden wurde.
Je nach “simpatia“ wird ein anderes Ziel verfolgt. An erster Stelle der Wünsche für das kommende Jahre steht der Wohlstand. Laut dem Serviço de Proteção ao Crédito (SPC), der die Umfrage durchgeführt hat, setzen 16 Prozent der Brasilianer auf ein Ritual, das ihnen 2020 mehr Geld einbringen soll.
Die Liebe belegt den zweiten Platz, mit Ritualen zur Verstärkung der Liebe oder zur Findung eines neuen Liebespartners. Gleichauf stehen die Schulden und der Wunsch, diese 2020 begleichen zu können. Auf dem vierten Rang liegt der Wunsch nach einem Arbeitsplatz.
Fünf Prozent der Brasilianer wollen eine entsprechende “Sympathie“ durchführen, um 2020 eine Arbeitsstelle zu finden. Bei knapp zwölf Millionen Arbeitslosen ist dies nicht verwunderlich.
José Vignoli vom SPC sieht die Rituale positiv. “Sympathien für das neue Jahr zu machen, kann ein interessanter Weg sein, Ziele zu setzen und die Energien darauf zu konzentrieren, diese zu erreichen“, sagt er. Mit 37,1 Prozent will die Mehrheit der Befragten auf das in Brasilien traditionelle Weiß bei Hemd und Hose setzen.
Auf Farbe wird aber dennoch nicht verzichtet werden. Auch wenn die meisten bei der Oberkleidung auf Weiß setzen, werden viele von ihnen bei Schlüpfer und Unterhose eine Wunschfarbe tragen, wie Gelb für Wohlstand oder Rot für die Liebe.
Essens- und Kleidungsrituale an Silvester
Die “Simpatias“ beschränken sich aber nicht nur auf die Kleidung. In den Martkhallen vieler brasilianischer Städte sind in den letzten Tagen des ablaufenden Jahres die Kräuterbuden und Obststände umlagert.
Auf der Wunschliste stehen Früchte, Nüsse und Kräuter, die zum Silvesterritual gehören. Nicht fehlen dürfen beispielsweise Trauben. Für jeden Monat des Jahres wird eine gegessen, um Glück zu bringen. Die Samenkerne des Granatapfels sollen hingegen für Geld im Geldbeutel sorgen.
“Simpatias“ gibt es auch beim Duschen. Zur Vorbereitung auf die Jahreswende wird der Körper mit Kräutern wie Myrthe, Weihrauch, Melisse oder Pfefferminz von negativen Energien gereinigt. Dem Glauben nach, werden damit ebenso positive Energien angezogen.
Gleiches gilt für ein Bad mit grobem Salz. Vor allem im Nordosten Brasiliens werden aber auch Kräuterkits für die verschiedenste Neujahrswünsche zum Kauf angeboten, um im neuen Jahr Wohlstand, Liebe und Harmonie ins Leben des Wünschenden zu bringen.
Viele Brasilianer setzen auch beim traditionellen Silvester-Mitternachtsmahl auf “Sympathien“. Ein Muss auf dem reich gedeckten Tisch sind Linsen. Sie sollen dafür sorgen, dass es im Haus nie an dem nötigen Geld für Essen fehlt.
Verpöhnt ist in der Neujahrsnacht hingegen das Verspeisen von Geflügel. Weil Hühner nach hinten scharren, würden sie zu einer Verzögerung im Leben führen, so der Glaube.
Eine beliebte Tradition ist es ebenso, über sieben Wellen zu springen und jeden Sprung in Gedanken mit einem Wunsch für das kommende Jahr zu belegen.
Der Wunsch, die Silvesternacht am Strand zu verbringen führt dazu, dass die Straßen rund um die Metropolen an den Tagen vor dem 31. Dezember von Blechlawinen geprägt sind. Millionen Brasilianer sind auf dem Weg zu Verwandten und Freunden und ebenso auf dem Weg zur Küste.
Ziele sind dabei nicht nur berühmte Strände, wie die Rio de Janeiros. Allein zu dem nur 90 Kilometer langen Küstenabschnitt des Bundesstaates Paraná sind zwei bis 2,5 Millionen Menschen unterwegs, um dort am Strand das Neujahr zu begrüßen. Die Einwohnerzahl der Küstenmunizipe Paranás während des restlichen Jahres beträgt hingegen nur knapp 290.000.