Ansteckung nimmt zu
In nur wenigen Tagen sind in Brasilien die Covid-19-Fälle auf über 500 gestiegen, wie die Daten der Gesundheitssekretariate der einzelnen Bundesstaaten belegen. Die offiziellen Zahlen vom Gesundheitsministerium hinken indes hinterher.
Sie werden mit 428 angegeben. Aktualisiert werden sie erst am Abend wieder. Registriert wurden ebenso über 11.200 Verdachtsfälle. Betroffen sind bereits 20 der 26 Bundesstaaten Brasiliens sowie der Hauptstadtdistrikt. In der Hauptstadt Brasília stellen Politiker die Mehrheit der bestätigten Erkrankten, unter ihnen zwei Minister der Regierung Jair Bolsonaros und der Präsident des Senats.
Höhepunkt im April erwartet
Spezialisten rechnen damit, dass der Höhepunkt der Krankheitsfälle in Brasilien Anfang April erreicht werden dürfte. Sidney Klajner vom renommierten Hospital Albert Einstein rechnet zudem damit, dass auf jeden offiziell bestätigten Fall weitere 15 ohne Diagnose kommen.
Im Krankenhaus Albert Einstein ist nach seinen Aussagen, die Zahl der behandelten Covid-19-Erkrankten in nur zwei Tagen von zwölf auf 45 gestiegen. Sieben befinden sich auf der Intensivstation. Im Bundesstaat São Paulo werden 20 Prozent aller registrierten Covid-19-Fälle als schwer eingestuft.
Zahl der Todesopfer steigt
Die Zahl der Todesopfer ist auf sechs gestiegen, nachdem am Dienstag (17.) der erste Covid-19-Todesfall bekannt geworden war. Offiziell bestätigt wurden bisher vier Tote in São Paulo und am Donnerstag (19.) zwei im Bundesstaat Rio de Janeiro. Alle der bisherigen Covid-19-Opfer waren über 60 Jahre alt. Fünf von ihnen waren Männer.
Überlastete Labors
Theoretisch könnten die Testergebnisse in wenigen Stunden vorliegen. Wegen der großen Zahl der derzeit durchgeführten Tests kommt es allerdings zu einer Verzögerung von mehreren Tagen. Vorrang bei den Proben sollen künftig deshalb schwer Erkrankte und Krankenhauspatienten haben.
Grenzen halb dicht
Nun hat Brasilien doch seine terrestischen Grenzen zu seinen südamerikanischen Nachbarländern geschlossen. Eine Einreise über die Flughäfen ist hingegen noch möglich. Nicht betroffen ist ebenso der Warenverkehr.
Mangel an Desinfektionsmitteln führt zu Preiswucher
In vielen Städten des Landes ist das Desinfektionsmittel Alkohol-Gel knapp geworden. Sein Preis hat sich zum Teil verzehntfacht. Jetzt geht die Verbraucherzentrale Procon gegen den Preiswucher vor. In São Paulo wurde mit der Vereinigung der Supermärkte zudem ein Abkommen getroffen, den Alkohol-Gel ohne Gewinnspanne zu verkaufen. Darüber hinaus gibt es bereits erste Spenden von Desinfektionsmitteln verschiedener Organisationen und Stiftungen.
Strände und Shoppings geschlossen
São Paulo ist eine der Städte, die ihre Shoppings und Geschäfte ab dem 20. ersteinmal geschlossen lassen. In Salvador da Bahia wurden die Strände geschlossen. In Porto Alegre wurde eine spezielle Einkaufszeit für über 60-Jährige eingerichtet. Zumindest die Großstädte werden mit den Maßnahmen der einzelnen Munizipe und Bundesstaaten langsam leerer.
Mundschutzspiel des Präsidenten
Bei einer Pressekonferenz verschiedener Minister und des Präsidenten Jair Bolsonaro hat es am Mittwoch (18.) zum Erstaunen vieler Mediziner ein lustiges Mundschutz-rauf-und-runter gegeben. Nachdem Bolsonaro bis vor Kurzem die Viruskrise noch als Hysterie und Erfindung der Presse abgetan hat, waren er und seine Minister nun mit Mundschutz zur Pressekonferenz über den Corona-Virus aufgetaucht.
Lang blieben die Atemmasken aber nicht vor dem Mund. Wurde das Wort ergriffen, wurde er abgesetzt und dann wieder aufgesetzt. Er schaukelte unter dem Bart, am Ohr und über den Augenbrauen. Mediziner waren sich einig, dass dies so absolut keinen Sinn macht. Die sozialen Netzwerke haben das Spiel indes sofort aufgegriffen und für etliche Memmes gesorgt.