Ticker zum Coronavirus in Brasilien: 31. März 2020

Die Zahl der mit Covid-19 Infizierten hat in Brasilien in nur einem Tag einen großen Sprung getan. Von 4.579 am Montag sind sie auf 5.717 am Dienstag angestiegen. Allein in São Paulo hat es einen Zuwachs von 822 bestätigten Covid-19-Fällen gegeben. Zunahmen wurden in beinahe allen Bundesstaaten Brasiliens verzeichnet. Die Zahl der Todesopfer ist um 42 auf 201 gestiegen.

Desinfektion Strassen von Porto Alegre – Foto: Cesar Lopes/PMPAF

Militär soll helfen
Das Gesundheitsministerium soll jetzt bei seinen Maßnahmen zur Einschränkung des Coronavirus von der Nationalgarde unterstützt werden. Die Ermächtigung dazu kommt von Justiz- und Sicherheitsminister Sérgio Moro. Helfen soll das Militär in den Gesundheitszentren und ebenso auf den Straßen, um die öffentliche Sicherheit zu garantieren und eventuelle Quarantäneregeln zu kontrollieren.

Maracanã im Dienst gegen Covid-19
In etlichen Städten Brasiliens wird mit Hochdruck am Aufbau von Feldlazaretten gearbeitet. In São Paulo sind bereits das Stadium Pacaembu und das Konventionszentrum Anhembi mit 1.200 Betten ausgestattet worden. In Rio de Janeiro wird seit Montag (31.) im Komplex des berühmten Fußballstadiums Maracanã ein Feldlazarett mit 400 Betten aufgebaut. Insgesamt werden im Bundesstaat Rio de Janeiro acht Lazarette mit einer Kapazität von 1.800 Betten erstellt.

Sambódromo schützt Obdachlose
Noch vor wenigen Wochen haben im Sambódrodomo Rio de Janeiros tausende Menschen die berühmten Sambaparaden angefeuert. Jetzt wurden die Säle unter den Zuschauerrängen in Unterkünfte für Obdachlose verwandelt. Etwa 400 Männer, Frauen und Kinder finden dort Unterschlupf und Orientierungen, wie sie sich gegen eine Ansteckung schützen können. Hilfsorganisationen begrüßen die Initiative. Sie fordern aber angesichts der geschätzten 7.000 Obdachlosen Rio de Janeiros mehr Engagement der Stadt am Zuckerhut.

Bolsonaro verzerrt Ansprache WHO-Direktors
Noch am Dienstagmorgen hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro die Rückkehr zur Arbeit angepriesen. Laut Bolsonaro vertrete auch WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom dies. Verwiesen hat er dabei auf eine Ansprache Adhanoms, in der dieser tatsächlich ein besonderes Augenmerk für Tagesarbeiter und die ärmere Bevölkerung gefordert hat, weil diese von Arbeits- und Ausgeheinschränkungen besonders betroffen sind.

Verschwiegen hat Bolsonaro allerdings, dass Tedros Adhanom in diesem Zusammenhang von den Regierungen Maßnahmen zum Schutz der sozial schwachen Menschen verlangt hat und nicht eine Aufhebung der Isolationsmaßnahmen. Nach dem Eklat vom Morgen hat sich Brasiliens Präsident dann am Abend des gleichen Tages in einer nationalweit ausgestrahlten Ansprache rationaler präsentiert.

Statt Isolationsmaßnahmen zu kritisieren, sagte er, dass er Leben schützen wolle und eben auch Arbeitsplätze. Die Nebeneffekte der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus dürften jedoch nicht schlimmer sein, als die eigentliche Krankheit, so Bolsonaro. Von der Bevölkerung wurde die Ansprache des Präsidenten dennoch mit Töpfeklappern und Rufen “Bolsonaro raus“ quittiert.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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