Als größtes und meist bewohntes Land Lateinamerikas kommt Brasilien in der gesamten Region eine große Bedeutung zu. Auch hier würden die Menschen gerne dem Glücksspiel in all seiner Vielseitigkeit nachgehen, können dies jedoch nicht legal tun. Trotz aller Initiativen und politischen Vorstößen hat es nach wie vor nicht mit einer Legalisierung funktioniert. Wann wird es so weit sein und wo liegen die größten Hindernisse?
Amazonas als erster legaler Staat?
Seit vielen Jahren ist das Glücksspiel in Brasilien eines der streitbarsten Themen des Landes. Trotz aller Anstrengungen ist es schließlich nach wie vor nicht legal, in Brasilien ein Casino zu betreiben oder in einem solchen zu spielen. Während also in den umliegenden Nationen wie Paraguay, Uruguay und Kolumbien die Glücksspielhäuser aus dem Boden schießen und Gäste aus aller Welt anziehen, steht Brasilien noch bei null. Vor allem die streng katholische Prägung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Gesellschaft und bisherige Ablehnung des organisierten Glücksspiels. Das führt vor allem dazu, dass das illegale Glücksspiel floriert, wobei es diverse Vorteile hätte, den Schritt zur Legalität zu wagen. Da wäre einerseits die steigende Kontrolle des Staates, da die Bürger nicht mehr im Geheimen spielen müssten. Weiterhin würde so Betrug allerorts reduziert werden, während neue Jobs in der Industrie geschafft würden. Nicht zuletzt kommen noch wirtschaftliche und touristische Pluspunkte als Argumente hinzu.
In den vergangenen Jahren wurden vor allem bei Sportwetten schon einige wichtige Fortschritte gemacht, während das Casino im Hintergrund verblieb. Das könnte sich im Staat Amazonas jetzt jedoch ändern. Das Gesetz PL 585/2020 soll Amazonas zum ersten brasilianischen Staat machen, in dem Casinos zugelassen werden. Somit wird die größte Region der Nation automatisch zum Testlauf für den Rest des Landes, in dem Politiker wie Wirtschaftsexperten gebannt auf die Entwicklungen schauen. Viele Mitglieder der Landesregierung unterstützen den Vorstoß in Amazonas, doch Präsident Jair Bolsonaro gehört nicht zu dieser Liste. Er betont vor allem, dass das Glücksspiel Sache der 26 Einzelstaaten ist und die Regierung hinsichtlich einer Regulierung nicht eingreifen werde. Angesichts der aktuellen, weltumspannenden Pandemie erwarten Experten, dass die Diskussionen 2020 noch länger als gedacht andauern werden.
Der Vergleich zu Deutschland hinkt
Der Vergleich zwischen Brasilien und Deutschland hinkt hinten wie vorne. Das Glücksspiel ist im Zentrum Europas seit vielen Jahren eine beliebte Freizeitbeschäftigung, die viele nicht missen möchten. Sowohl Spielautomaten als auch klassische Tischspiele werden in den staatlich regulierten Spielbanken im ganzen Land angeboten. Wie in Brasilien sind auch in Deutschland die Bundesländer für Glücksspiele und Wetten zuständig und werden hier regulierend tätig. Auch all diejenigen, die nach zertifizierten Online Casinos in Deutschland suchen, werden legal fündig. Durch geltendes EU-Recht können seriöse Casinos hierzulande ihre Produkte anbieten, ohne in Probleme zu geraten. Nach deutschem Recht ist es aktuell ausschließlich legal, in Schleswig-Holstein zu spielen.
Das nördlichste Bundesland der Republik ging aufgrund des fehlenden Konsens zwischen den Verantwortlichen seinen eigenen Weg in Glücksspielfragen. Ändern wird sich dies im Juli 2021, wenn der Glücksspielneuregelungsstaatsvertrag in Kraft tritt. In diesem Vertrag einigten sich alle 16 Länder über eine einheitliche Vorgehensweise in Fragen des Glücksspiels. Damit steigt die Rechtssicherheit von Betreibern und Spielern auch außerhalb der Grenzen Schleswig-Holsteins an und sorgt für die wichtige Basis des geregelten Spiels. Mit dieser Einigung folgt Deutschland dem Beispiel Schwedens, das bereits seit einiger Zeit eigene Lizenzen an Glücksspielunternehmen vergibt, die per Hand ausgewählt werden und strenge Auflagen, etwa zum Schutz der Spieler, erfüllen müssen. Allzu große Veränderungen sind in Online Casinos für deutsche Nutzer überhaupt nicht zu erwarten, da schon jetzt ein hohes Maß an Sicherheit und Seriosität besteht.
Vielleicht dient diese Entwicklung in Deutschland schließlich auch als Beispiel für Brasilien, das die Ergebnisse aus Europa bei der Findung eigener Lösungen nutzen kann.