Bis Sonntag (26.) sind in Brasilien 61.888 Coronavirus-Infektionen bestätigt worden. Von ihnen sind 4.205 Menschen an den Folgen der Lungenkrankheit gestorben. Laut dem brasilianischen Gesundheitsministerium befinden sich 27.531 Covid-Patienten in Betreuung, 30.152 gelten als geheilt.
Von 1.322 mutmaßlich an Covid-19 verstorbenen Patienten liegen die Testergebnisse noch nicht vor. Die Zunahme der Toten vom Samstag zum Sonntag werden mit 189 angegeben, die der Neuinfektionen mit 3.379.
Nur jeder zehnte Covid-Fall wird offiziell erfasst
Eine Studie einer Gruppe von Wissenschaftlern aus Rio de Janeiro hat hochgerechnet, dass in Brasilien nur 8,9 Prozent der Covid-19-Infektionen tatsächlich erfasst werden. Auf jeden offiziell registrierten Fall kommen damit weitere neun oder zehn Fälle.
Virus breitet sich schneller aus als in Italien
Der Coronavirus breitet sich in Brasilien schneller aus, als das in Italien und Spanien der Fall war. Nach einer Studie der Stiftung Fiocruz verdoppelt sich in Brasilien die Zahl der Covid-Toten in Brasilien alle fünf Tage. In Italien und Spanien war dies zum ähnlichen Zeitpunkt der Pandemie alle sechs Tage der Fall.
Jeder vierte Covid-Tote jünger als 60
72 Prozent der Todesopfer Brasiliens waren über 60 Jahre alt. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass 28 Prozent oder jeder vierte jünger war.
Tote und Patienten verschwinden
Angehörige berichten immer häufiger von einer Suche nach ihren Angehörigen. In Manaus haben Söhne und Töchter nach ihrem Vater gesucht. Der war im Krankenhaus an Covid-19 verstorben. Dann aber nicht mehr auffindbar. Erst nach drei Tagen wurde er in einer der provisorisch aufgestellten Kühlkammern entdeckt.
Aus Mangel an Totengräbern musste die Familie dann bei der Beerdigung auch noch selbst Hand anlegen. In Rio de Janeiro gab es für eine Familie aufatmen. Sie wurde zum Krankenhaus nach Volta Redonda gerufen. Dort sollte ein Angehöriger an Covid-19 verstorben sein. Wie sich herausstellte, wurde der Patient jedoch verwechselt.
Weinende Reporter
Angesichts des Chaos und der sich in Manaus abspielenden menschlichen Tragödien bleiben auch die Augen der Reporter nicht mehr trocken. Bei Live-Berichten über die dramatische Situation kommt es vor, dass bei den Journalisten die Tränen fließen.
Belem am Rande des Kollaps
Nach Rio de Janeiro, Manaus und Fortaleza stehen auch die öffentlichen Krankenhäuser in Belem vor dem Kollaps. Reportagen zeigen dort vor dem Krankenhaus schlafende Menschen, die auf eine Untersuchung oder auf Nachrichten über kranke Angehörige warten.
Über 1.000 Gemeinden frei von Covid-19
Nicht alle Regionen Brasiliens sind gleich betroffen. Noch gibt es über tausend Munizipe, in denen noch keine Covid-19-Fälle registriert wurden. Vor allem kleinere Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohner sind bisher verschont geblieben.
Sollten sich der Coronavirus auch dort ausbreiten, könnte das zusätzliche Probleme bedeuten, da die meisten kleinen Gemeinden nicht über Krankenhäuser oder Intensivstationen verfügen. Dann würde der Druck auf die Krankenhäuser der großen Zentren noch verstärkt.