Brasilien zählt nach offiziellen Daten bereits knapp 15.000 Covid-19-Tote. Nach den vom Gesundheitsministerium am Freitag (15.) veröffentlichten Daten ist die Zahl der Todesopfer in 24 Stunden um 824 auf 14.817 angestiegen.
Stark ansteigend sind ebenso die Coronavirusfälle. Sie haben gegenüber dem Vortag um 15.304 Neuinfektionen zugenommen und summieren sich mittlerweile auf 218.223 Covid-Fälle. Von ihnen gelten 84.970 Menschen als geheilt. Der Großteil der positiv Getesten befindet sich hingegen in Behandlung.
Zweiter Wechsel des Gesundheitsministers inmitten der Pandemie
Nur 28 Tage war Gesundheitsminister Nelson Teich im Amt. Am Freitag (15) hat er dieses niedergelegt. Sein Rücktritt kam nicht überraschend. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat ihn diese Woche gleich dreimal zu Gesprächen geordert, bei Entscheidungen über Gesundheitsbelange hat er seinen Minister außen vor gelassen. Hintergrund sind vor allem Unstimmigkeiten über den Einsatz von Chloroquin. Teichs Vorgänger Luiz Henrique Mandetta hatte eine Empfehlung erlassen, nach der die Ärzte nach medizinischen Gesichtspunkten entscheiden sollten, ob sie es bei schweren Covid-Verläufen einsetzen oder nicht.
Bolsonaro vertritt aber vehement eine breite Verwendung und will mehr als nur eine Empfehlung. Teich und Mandetta haben dies abgelehnt. Die beiden Mediziner haben auf einen durch Studien belegten fragwürdigen Nutzen des Medikamentes und seine Nebenwirkungen verwiesen, die tödlich sein können.
Kurz nach Teichs Rücktritt hat das Gesundheitsministerium dann auch den Einsatz von Chloroquin bei leichten Covid-19-Fällen angekündigt. Von dem Medikament hat das Ministerium nach eigenen Angaben bereits drei Millionen Einheiten erworben. Teich hat Mitte April Ex-Gesundheitsminsiter Mandetta ersetzt. Jetzt wird vorerst General Eduardo Pazuello das Ministerium führen. Er war von Bolsonaro als Vize Teichs eingesetzt worden.
Lockdown in Amapá
Während Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro immer lauter ein Ende der Isolationspolitik fordert, wird der im Norden des Landes liegende Bundesstaat Amapá als erster Bundesstaat Brasiliens ab Dienstag einen Shutdown verhängen. Bisher haben lediglich Munizipe und Großstädte wie Fortaleza und Recife diese Maßnahme ergriffen.
In Tocantins wurden die strikten Maßnahmen in 32 Munizipen erlassen, in Pará in Belém und weiteren neun Munizipen. Beide Bundessaaten haben in den vergangenen Tagen einen starken Anstieg der Coronavirusfälle verzeichnet, während gleichzeitig ihre ohnehin knappen Ressourcen von Intensivplätzen in Krankenhäusern beinahe ausgeschöpft sind. Gleiches gilt für Amapá.
Massentests in Megametropole
São Paulo hat mit Massentests begonnen. In den nächsten drei Monaten will es zwei Millionen Menschen testen. Die Tests sollen sich nicht mehr wie bisher nur auf schwere Coronavirusfälle beschränken, sondern auch Menschen mit leichten Symptomen einschließen sowie Sicherheitskräfte und das Personal des Gesundheitswesens und deren Familien.
Milizen nutzen Pandemie zum Ausbau ihrer Geschäfte
In Rio de Janeiro nutzen Milizen die Pandemie zur Invasion von öffentlichen Flächen und Schutzgebieten, um mehrstöckige Häuser zu bauen und zu verkaufen. Behelligt werden sie bei ihren illegalen Machenschaften trotz mehrer Anzeigen nicht, wie Medien berichten.
In einigen Favelas zwingen sie zudem Geschäftsinhaber, ihre Läden zu öffnen, um weiterhin Schutzgeld erpressen zu können. Die Folgen sind ein niedriger Index der sozialen Isolation und steigende Zahlen bei den Coronvirusfällen und Todesopfern.