In 77 Tagen sind in Brasilien über 30.000 Menschen an den Folgen des Coronavirus verstorben. Allein in der letzten Maiwoche sind nach den Daten des Gesundheitsministeriums 6.648 Todesopfer registriert worden. Die tödliche Kurve steigt indes weiter.
Allein am Dienstag (2.) hat das Gesundheitsministerium weitere 1.262 Covid-Tote vermeldet. Einen enormen Sprung hat es ebenso bei der Zahl der Coronavirus-Infektionen gegeben. Sie ist von Montag auf Dienstag um 28.936 Neuinfektionen auf 555.383 angestiegen.
Bolsonaro spielt hohe Zahl der Todesopfer herunter
Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro scheint sich weiterhin wenig um die durch das Coronavirus in Brasilien ausgelösten menschlichen Tragödien zu kümmern. Er bedaure die Todesopfer, aber es sei nun mal das Schicksal aller, sagte er schlicht als er am Dienstag auf die hohe Zahl der Covid-19-Todesopfer angesprochen wurde.
Panamerikanische Gesundheitsorganisation besorgt
Die panamerikanische Gesundheitsorganisation PAHO hat am Dienstag vor einer vorzeitigen Öffnung und Flexibilisierung der Isolationsregeln gewarnt. Die Situation in Brasilien sei heikel, so Marcos Espinal, Direktor der PAHO-Abteilung für übertragbare Krankheiten.
Besorgt zeigte sich die Organisation dabei über den starken Anstieg der Neuinfektionen und der Todesfälle in der vergangenen Woche, während gleichzeitig in einigen Bundesstaaten Brasiliens die Intensivplätze der Krankenhäuser bereits zu über 80 Prozent belegt sind. Sorgen bereitet der Organisation auch die Ausbreitung der neuen Viruserkrankung unter den im Amazonas-Regenwald lebenden Indios.
Rio de Janeiro lockert trotz beinahe ausgelasteter Krankenhäuser Quarantäne
Ungeachtet aller Warnungen sind in Rio de Janeiro die ersten Flexibilisierungsmaßnahmen der Quarantäne in Kraft getreten. Bürgermeister Marcelo Crivella begründete den Schritt mit möglichen negativen Auswirkungen der sozialen Isolation und verwies auf einen Anstieg von Depression, Alkoholismus, Selbstmordopfern und Todesfälle durch andere Krankheiten.
Die Lockerungen kommen allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem in der Stadt am Zuckerhut nur vier Prozent der Intensivstationsplätze der öffentlichen Krankenhäuser verfügbar sind. Theoretisch gäbe es erheblich mehr UTI-Plätze. Allerdings können hunderte nicht genutzt werden, weil Material, Beatmungsgeräte und Pflegepersonal fehlt.