Die Zahl der in Brasilien offiziell registrierten Fälle von Coronavirusinfektionen ist am Freitag (5.) um 30.830 Neuinfektionen auf 645.771 gestiegen. Allein im Bundesstaat São Paulo wurden binnen 24 Stunden 5.365 neue Covid-Infektionsfälle verzeichnet. Die Zahl der Todesopfer hat in dem südamerikanischen Land um 1.005 zugenommen. Insgesamt sind in Brasilien bisher 35.026 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben.
Gesundheitsministerium verschweigt Daten
Das brasilianische Gesundheitsministerium scheint bei der Veröffentlichung der neuesten Daten zur Coronaviruskrise im Land eine neue Taktik zu verfolgen. Nachdem die Zahlen in den vergangenen Tagen jeweils erst gegen 22 Uhr veröffentlicht und damit nach Abschluss der TV-Abendnachrichten pubpliziert wurden, gibt es jetzt nur noch Teilinformationen. Aufgeführt werden nur noch Neuzugänge bei den Infektionszahlen und der Todesopfer in den jeweils vergangenen 24 Stunden.
Nicht mehr informiert wird die Bevölkerung über die Zahl der noch ausstehenden Testergebnisse bei den Todesfällen und die Zahl der in den vorausgegangenen drei Tagen an den Folgen von Covid-19 verstorbenen Menschen. Auch die Statistiken zum bisherigen Verlauf der neuen Infektionskrankheit sind nicht mehr aufrufbar und die Informationsseite im Internet ist nicht mehr verfügbar (Stand 6.6.2020, 5 Uhr Ortszeit).
Die Unterschlagung der Informationen seitens der Regierung wird heftig kritisiert. Parlamentspräsident Rodrigo Maia hat davon gesprochen, dass der Kongress ein eigenes Informationszentrum einrichten werde, sollte sich am Status Quo nichts ändern. In der kommenden Woche werden die Abgeordneten zudem über einen Gesetzesvorschlag diskutieren, der die Regierung zu mehr Informationen über die Coronaviruserkrankungen, die Verdachtsfälle und die verfügbaren Intensivstationsplätze verpflichten soll.
Das Projekt dazu wurde schon vor den Änderungen der Informationstaktik des Gesundheitsministeriums eingereicht. Nach dem Ausscheiden von zwei Gesundheitsministern binnen eines Monats ist Brasilien nach wie vor ohne Gesundheitsminister. Das Amt wird vielmehr stellvertretend von General Eduardo Pazuello geführt.
Bolsonaro droht mit Austritt aus WHO
Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro hat am Freitag (5.) in einem Interview von einem möglichen Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation WHO gesprochen. Die sei “parteiisch“ und “ideologisch“ geprägt, so Bolsonaro. Außerdem brauche Brasilien keine Ratschläge von Außenstehenden.