An einem Strand mitten in der Stadt Salvador da Bahia ist einem Passanten Dienstagnacht ein seltenes Schauspiel aufgefallen. Er hat eine Meeresschildkröte beim verbuddeln ihrer Eier beobachtet und gefilmt. Biologen sagen, dass dies am Praia da Barra seit 20 Jahren nicht mehr passiert ist.
Das hat seine Gründe. Der Praia da Barra ist schmal, liegt im Stadtgebiet von Salvador, ist mit seiner Promenade mit Restaurants, Cafés und Hotels ein touristisches Ziel und zieht während der Badesaison täglich tausende Menschen an.
Damit ist er eigentlich nicht gerade anziehend für Meeresschildkröten, die einen Eiablageplatz suchen. Hinzu kommt, dass er bei Flut unter Wasser steht, was dem Entwicklungsprozess der Jungschildkröten im Ei schaden könnte, wie Francisco Kelmo vom Biologieinstitut der Universität Bahia (Ufba) erklärt.
Aber es gibt noch mehr Ungewöhnlichkeiten an der Eiablage am Praia da Barra. Laut dem Meeresschildkrötenprojekt Tamar stammen die Eier von einer Oliv-Bastarschildkröte (Lepidochelys olivacea). Die vergräbt ihre Eier jedoch vor allem zwischen September und März im Sand. Ablagen außerhalb dieser Periode sind selten.
Dass sich die Oliv-Bastardschildkröte dennoch für den Strand von Salvador da Bahia entschieden hat, kann laut den Spezialisten mehrere Gründe haben. Tamar-Biologen führen unter anderem die durch die soziale Isolation verbesserte Wasserqualität an. Francisco Kelmo vermutet, dass es sich um eine unerfahrene Jungschildkröte gehandelt hat, die von den Lichtern der Strandpromenade angezogen worden sein könnte.
Abgesehen von den Vermutungen wird jetzt alles versucht, den Naturschatz zu schützen. Am Donnerstag haben Mitarbeiter des Tamar-Projektes und der Tierschutzabteilung die 80 Eier ausgegraben und zu einem anderen Strand mit abgezäunten Bereichen für Eiernester gebracht. Dort werden sie jetzt monitoriert bis die kleinen Schildkröten in etwa 45 bis 60 Tagen schlüpfen.