In der kleinen, im Nordosten Brasiliens liegenden Stadt Patos do Piauí haben Schwalben den Alltag auf den Kopf gestellt. Dort haben hunderte von Schwalben auf den Stromleitungen über einem Sportplatz eine Rast eingelegt. Statt zu versuchen, sie zu vertreiben, hat die Stadtverwaltung kurzerhand die Benutzung des Sportplatzes untersagt und die nächtlichen Flutlichter ausgeschaltet.
Schwalben kommen in Brasilien zwar als Zugvögel vor, bei den Schwalben von Patos do Piauí handelt es sich aber um eine Besonderheit. Auf die ist der Hobby-Vogelbeobachter Eudes Feitosa gestoßen. Er hat die Vogelschar entdeckt, gefilmt und das Video online gestellt, unter anderem in die Plattform Wikiaves. Über die können Forscher, Biologen und auch Laien das Vorkommen von Vogelarten registrieren.
Über Wikiaves ist wiederum der Ornithologe Vitor Piacentini von der Universität Mato Grosso auf das Video gestoßen. Er bescheinigt, dass es sich bei den gefilmten Vögeln um die Karibik-Schwalbe (Progne dominicenis) und die Kuba-Schwalbe (Progne cryptoleuca) handelt. Beides sind Zugvögel, die in der Karibik und Zentralamerika nisten.
Dass sie bei ihrem Winterwanderzug auch bis nach Brasilien kommen, ist erst vor wenigen Jahren mit Geo-Sendern belegt worden, wie Piacentini erklärt. Tatsächlich gesichtet wurden sie in dem südamerikanischen Land aber noch nie, bis Eudes Feitosa sie gefilmt hat.
In Patos do Piauí waren indes nicht alle von den Besuchern begeistert. Einige forderten sogar das Aufspannen von Netzen, um zu vermeiden, dass die Schwalben auf den Leitungen über dem Sportplatz sitzen. Die Stadtverwaltung zeigte sich indes Schwalbenfreundlich. Sie rief einen Spezialisten zu Rate und beschloss, den Weiterzug der Vögel abzuwarten.
Währenddessen blieb der Sportplatz geschlossen. Damit die Schwalben nicht von nächtlichen Lichtern beeinträchtigt werden, wurden ebenso die Flutlichtanlagen ausgeschaltet. Darüber hinaus rief sie die Bevölkerung zum Schutz der Vögel auf und schlug vor, die „illustre Präsenz“ der Schwalben zu genießen.