Salvador da Bahia ist berühmt für ihr besonderes Flair, ihren Karneval und ebenso ihre Musik. Jetzt wurde die Stadt an der Küste Brasiliens zu einer der 50 musikalischsten Städte der Welt gekürt. In Salvador da Bahia spielt die Musik tatsächlich eine wichtige Rolle. Sie ist nicht nur Ausdruck von Kultur, sondern zieht ebenso Touristen an, bewegt die Wirtschaft, hilft vielen beim Aufbau einer besseren Zukunft und steht für eine nachhaltige Entwicklung.
Nach einer Erhebung von SeatPick ist Salvador da Bahia sogar musikalischer als Rio de Janeiro, das mit dem Rock in Rio Musikfestival aufwartet oder São Paulo, das jedes Jahr gleich mehrere große Musikspektakel bietet. Um herauszufinden, welche Stadt am musikalischsten ist, wurden mehrere Kategorien bewertet, wie die Zahl der Orte für Musikevente, Zahl der Plattenläden und Geschäfte mit Musikzubehör, Zahl der Bands und Musiker und Zahl der Konzerte. Das Ergebnis: Salvador hängt alle anderen brasilianischen Städte ab.
Auch bei den „Top 50 Music Cities in the World“ von List Challenges ist Salvador da Bahia vertreten. Dort steht es weltweit auf dem 44sten Platz. Salvador ist dabei die einzige Stadt Brasiliens die bei den Musikstädten vertreten ist.
Wer Salvador da Bahia besucht, kann den Einfluß der Musik in der historischen Stadt bestätigen. An der Musik kommen Touristen kaum vorbei. Auch außerhalb der Karnevalszeit ziehen immer wieder Percussiongruppen spielend durch die Straßen und begeistern ihre Zuschauer. In Cafés und Bars gibt es Live-Musik. Gleiches gilt für die vielen Feste, die das Jahr über auf den Plätzen der Stadt ausgerichtet werden. Hinzu kommen Festivals, Shows und Konzerte der verschiedensten Musikrichtungen.
Bei so viel Musik wundert es nicht, dass die Stadt Wiege etlicher berühmter Künstler der MPB (Música Popular Brasileira), des Samba-Reggae, Rock, Pagode, des Axé ist. Mit Salvador werden Namen verbunden wie Olodum, Daniela Mercury, Ivete Sangalo, BaianaSystem, Raul Seixas, Dorival Cayammi, Gilberto Gil, Gal Costa, Carlinhos Brown, Chiclete com Banana, um nur ein paar zu nennen.
Wieviele Musiker in Salvador da Bahia geboren oder tätig sind, dort Karriere gemacht haben oder sich von Salvadors Rhythmen beeinflussen lassen, ist unbekannt. Zu sagen, es sind unzählige, ist nicht übertrieben.
Auch bei den Rhythmen ist Salvador da Bahia so vielfältig wie kaum eine andere Stadt. Zu den bekannten Rhythmen gesellt sich noch Arrocha und solche, die stets neu erfunden werden. Vor allem das afrikanische Erbe spiegelt sich in vielen der Rhythmen Salvadors wider. Diese Tatsache ist nicht nur für Salvador und Bahia von großer Bedeutung, sondern ebenso für die Geschichte. Werden mit den Rhythmen doch auch die afro-brasilianischen Traditionen aufrecht erhalten.
Beispiele dazu gibt es viele. Bira Marques und seine Band Reflexu’s ist eins davon. Die Band ist Ende der 1980er Jahre mit ihrem Samba-Reggae bekannt geworden. Über eine Millionen CDs hat sie verkauft und sechs goldene Platten gewonnen. Auch ihr Erfolg hat dazu beigetragen die Musik Salvadors in ganz Brasilien und auch anderen Ländern bekanntzumachen.
Es ist aber nicht nur die Musik selbst, die mit den Rhythmen und Liedern verbreitet wird. Viele der Kompositionen sind sozialkritisch, sprechen die noch heute lebendigen Vorurteile gegenüber der Afrobrasilianer an, das afrikanische Erbe, religiöse Traditionen des afrikanischen Konitentes und all die Probleme, mit denen viele der Schwarzen leben müssen, sei es Armut, Kriminalität, soziale Benachteiligung.
Musik ist weit mehr als Kultur
In etlichen Stadtteilen Salvadors gibt es Musikprojekte. Bedacht werden insbesondere ärmere Stadtteile, um auch dort den Menschen einen Kulturgenuß zu ermöglichen. Für Jugendliche und Kinder sind diese Projekte von großer Bedeutung. Sie bieten ihnen nicht nur das, was für viele europäische Kinder eine Selbstverständlichkeit ist, die Möglichkeit, ein Instrument zu lernen.
Sie zeigen den Kindern und Jugendlichen vielmehr auch eine Alternative auf und stärken ihr Selbstbewußtsein. Darüber hinaus bedeuten sie für viele auch eine Perspektive, beispielsweise sich beruflich kulturell zu verwirklichen.
Ein Beispiel dazu ist das Projekt Orquestra AfroSinfônica unter der Leitung von Maestro Bira Marques. Das hat neben zahlreichen Konzerten bereits zwei Alben aufgelegt. 2021 ist AfroSinfônica mit seiner Platte „Orin – a Língua dos Anjos“ dabei sogar für den Grammy Latino nominiert worden.
Damit nicht genug, hat Bira Marques unlängst ein weiteres Projekt angekündigt. Ponte Para a Comunidade heißt es (übersetzt etwa: Brücke der Gemeinschaft). Ziel ist es, acht Orchester Afrobaianas zu formieren. Angeboten wird kostenloser Unterricht für Streichinstrumente, Blasinstrumente, symphonische und populäre Percussion, Gesang und Chor. Etwa 1.300 Personen sollen an den acht Schwerpunktorten musikalisch ausgebildet werden. Bedacht werden dabei Stadteile, in denen vor allem Afrobrasilianer leben und die Kultur ihrer Vorfahren aus Afrika noch lebendig ist.
Musik und Wirtschaft
Dass die Musik für das Wohlbefinden von uns Menschen von großer Bedeutung ist, belegen diverse Studien. Sie ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor. Mit ihr werden direkt und indirekt Arbeitsplätze geschaffen. In Salvador da Bahia wurde sie zudem in den Tourismussektor eingebunden. Neben seinen natürlichen Besonderheiten versucht die knapp drei Millionen Einwohner zählende Stadt, ebenso die Musik in touristische Touren mit einzuschließen. Angeboten wird unter anderem eine Tour, die durch sechs Stadtteile führt, in denen große Musiker oder Bands Bahias gelebt haben.
Die Musik hat das Potential, über die Kultur eine nachhaltige Entwicklung Salvadors zu beeinflussen, so das Credo. Aufgelegt wurde dazu von den Stadtvertretern ein eigener Leitfaden. Der hat dazu geführt, dass Salvador da Bahia 2015 über das UNESCO-Programm „Creative Cities“ den Titel „Cidade da Música“, Stadt der Musik, erhalten hat.
In Salvador da Bahia liegt die Musik aber nicht nur in der Luft. Die Stadt hat sogar ein eigenes Museum der Musik gewidmet. „Cidade da Música da Bahia“ heißt das Museum, das sich in dem historischen Gebäude „Casarão dos Azulejos Azuis” über mehrere Stockwerke erstreckt. Erzählt wird dort anhand der Musik die Geschichte Salvadors, Bahias, seiner Menschen, Religionen und Traditionen.
Geburt der Trios elétricos
Auch die Trios elétricos haben in Salvador da Bahia ihren Ursprung. Die Musiker Dodô und Osmar Macedo bauten dazu ihren Ford Baujahr 1929 um, schlossen an dessen Batterie direkt eine Gitarre und einen Gitarrenprototyp an und zogen damit Musikspielend durch die Straßen Salvadors. Das war 1950.
Inzwischen werden die Trios Elétricos von Lastern gezogen. Auf ihrer Ladefläche stehen gigantische Verstärker und Lautsprecher und ist eine Bühne aufgebaut, auf der Musiker und Bands spielen, tanzen und für Stimmung sorgen. Von den Straßenkarnevals Brasiliens sind sie längst nicht mehr wegzudenken.
Kurz, in Salvador da Bahia bewegt die Musik das Leben der Menschen, der Touristen und der Wirtschaft. Sie führt zu kreativen Erfindungen und hilft jungen Menschen, sich eine Zukunft aufzubauen.