Warum Brasilien besonders empfänglich für Hackerangriffe ist

Cyberkriminalität ist auf der ganzen Welt ein Thema. Immer mehr Daten werden online transportiert – geklaut und missbraucht. Darüber hinaus werden ganze Systeme mit Malware lahmgelegt. Von Phishing über MITM-Angriffe bis hin zu Ransomware ist die Spanne der Bedrohungen breit.

Auch wenn es in den meisten Ländern zu Hackerangriffen kommt, ist Brasilien ein besonders beliebtes Ziel. Wir werfen in diesem Artikel einen Blick auf die Frage nach dem Warum.

In Brasilien sind bei vielen Unternehmen die IT-Sicherheitsvorkehrungen nicht auf dem neuesten Stand (Foto: Pixabay)

Sozioökonomische Probleme

Brasilien ist von sozialer Ungleichheit und Armut geprägt. Ein großer Teil der Bevölkerung hat nur eingeschränkten Zugang zu Bildung, weshalb häufig kaum Wissen über Cyberrisiken vorliegt. Dementsprechend werden auch nur wenige Sicherheitsmaßnahmen getroffen.

Nehmen wir VPNs als Beispiel. Hierbei handelt es sich um ein bekanntes Werkzeug, das Risiko von Hackerangriffen zu reduzieren. In 2023 nutzen gerade einmal 3.52 % der Brasilianer ein Virtuelles Privates Netzwerk. Diese geringe Zahl macht Privatnutzer in Brasilien deutlich anfälliger für Hackerangriffe. Zum Vergleich:

  • In der Schweiz liegt der Anteil mit 10.95 % bei gut dem Dreifachen
  • Katar führt die Liste mit einem VPN-Nutzungsindex von 69.87 % an

Gesetzlich verboten ist der Einsatz nicht. Sollten Sie eine Brasilienreise geplant haben, können Sie sich einfach per VPN über eine Schweizer IP adresse einwählen, um

  • Ihren Datenverkehr vollständig zu verschlüsseln
  • Ihre IP-Adresse zu verschleiern
  • auf gewohnte Inhalte zugreifen zu können

Schwache Cybersicherheitsmaßnahmen

Nicht nur unter der Bevölkerung, auch bei vielen Unternehmen entsprechen die IT-Sicherheitsvorkehrungen nicht dem neuesten Standard. Allerdings wird hier deutlich entgegengewirkt. Die Vielzahl an Hackerangriffen, die oft mit der Forderung von Daten-Lösegeld einhergeht, hat dazu geführt, dass brasilianische Unternehmen verstärkt in Lösungen für Cybersicherheit investieren.

Zudem wurden genau wie in Argentinien und Mexiko Redaktionsteams in Bezug auf Cyber- und Computersicherheit ausgebildet, um Bedrohungen möglichst abzuwenden bzw. entstandene Schäden durch schnelles Handeln zu reduzieren.

Politische Instabilität und Korruption

Ein beliebtes Ziel von Cyberkriminellen sind natürlich die Regierungen, und das sieht in Brasilien nicht anders aus. Für besonders große Schlagzeilen hatte in den letzten Jahren der Hacker Walter Delgatti gesorgt. Der Computerspezialist ist dadurch bekannt geworden, Mobiltelefone von Behörden abzuhören und damit sensible Daten in die Finger zu bekommen.

Unter anderem gelang es ihm, sich in die Telefone von Mitgliedern der Operation Lava Jato einzuhacken. In diesem Korruptionsskandal war nicht nur der Ex-Präsident, sondern auch das derzeitige Oberhaupt Brasiliens, Lula da Silva, involviert.

Vor dem parlamentarischen Untersuchungsgericht lies Delgatti dann die nächste Bombe platzen: Der frühere Präsident Bolsonaro soll ihn beauftragt haben, die elektronischen Wahlurnen für die Präsidentschaftswahl 2022 zu manipulieren.

Bei so viel Korruption und politischer Instabilität ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Regierung und wichtige Politiker ein attraktives Ziel für Hackerangriffe bilden.

Fazit

Brasilien ist definitiv ein Land, das bereits schwerwiegende Hackerangriffe verzeichnen musste. Besonders die politische Instabilität sorgt dafür, dass die Regierung ein beliebtes Ziel unter Cyberkriminellen ist.

Die Unternehmen im Land haben hingegen entsprechende Schritte eingeleitet, um die Windrichtung zu ändern. Es wird in neue Sicherheitslösungen investiert, um kein leichtes Opfer mehr zu sein.

Bezüglich der Privatpersonen in Brasilien ist die Situation gespalten. Mit zunehmender Bildung wächst auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Cybersicherheit. Dieses Thema hat unter der ärmeren Bevölkerung einen deutlich geringeren Stellenwert – allerdings ist dort auch weniger zu holen.

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