Brasília, 11. August 2005
In den nächsten Tagen wird die brasilianische Indianerbehörde Funai bei den wiederaufgenommenen Dialog zwischen den Tupiniquims und Guaranis und dem Zellulosehersteller Aracruz im Bundesstaat Espírito Santo vermitteln. Das Unternehmen und die Índios streiten seit beinahe 30 Jahren um den Besitz von 11.000 Hektar Land, das derzeit für Eukalyptus-Monokulturen der Fabrik genutzt wird. Gestern trafen sich Vertreter beider Parteien zu einer öffentlichen Anhörung in der Abgeordnetenkammer, jedoch kamen sie zu keinem Konsens.
Für die Funai steht nach eingehenden Analysen fest, dass die Ländereien den Índios gehören, die keinesfalls reduziert werden dürften. Laut dem Vorsitzenden der Funai, Roberto Lustosa, stehe jedoch die Möglichkeit zur Debatte, dass die Aracruz die von ihr gepflanzten Eukalyptusbäume abholze und entschädigt werde. Das Unternehmen bestätigt, die umstrittene Fläche in den Sechziger Jahren gekauft zu haben. Erst zehn Jahre später sollen die Índios Ansprüche auf das Land gelten gemacht haben. Aracruz besitzt rund 220.000 Hektar in der Region, auf denen Eukalyptusbäume gepflanzt sind. Die Investition habe USD 40 Millionen betragen.
Die in der Gegend lebenden Indianerstämme haben etwa 2.400 Mitglieder, von denen einige bereits sich wieder auf den von der Aracruz besetzten Flächen angesiedelt haben. Der Häuptling der Tupiniquims, Wilson Oliveira, erklärte gestern, sie hätten die Flüsse und Wälder der Gegend teilweise zerstört vorgefunden. 1998 erhielten sie eine Fläche von 2000 Hektar zurück – immer noch voller Eukalyptusbäume –, für deren Aufforstung sie über eine Finanzierung durch das Umweltministerium verhandeln würden. Solange sie diese nicht bekämen, werde das Holz an die Aracruz verkauft. Das Ziel aber sei es, eine der ursprünglichen Vegetation ähnliche wieder herzustellen und ihre traditionellen Pflanzungen zu betreiben.
Annette Runge für BrasilienPortal