Manaus, 21. Januar 2006
Die Zahl der Malariafälle unter dem Stamm der Yanomami, die im Amazonasbecken im Grenzgebiet zu Venezuela leben, hat sich in den drei letzten Jahren mehr als verdreifacht. Nach Informationen der brasilianischen Menschenrechtsgruppe Pro-Yanomami (CCPY) gab es im vergangenen Jahr 1400 Malariafälle unter den Stammesmitgliedern, gegenüber 622 im Vorjahr und 418 im Jahre 2003. Die Bevölkerung der Yanomami wird insgesamt auf 26.000 Menschen geschätzt, wovon die Hälfte in Venezuela lebt.
Cláudio Esteves, Arzt der CCPY, erklärte jetzt: “Wir sind mit einer Malaria-Epidemie konfrontiert.“ Hinzu komme, dass sich die Krankheit auf Gebiete ausgebreitet habe, in denen sie zuvor als bekämpft gegolten habe. Die Malaria sei der erste Schritt zur Unterernährung der Indio-Bevölkerung, da sie geschwächt durch die Krankheit nicht mehr Ackerbau betreiben oder jagen und infolgedessen keine Lebensmittelvorräte anlegen könnte.
Mit der Krise könnten ausserdem andere Krankheiten wie Tuberkulose wieder verstärkt bei den Yanomami auftreten. Der brasilianischen Regierung warf Esteves vor, den Indios keine angemessene Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen. Im November vergangenen Jahres hatten Vertreter des Stammes einen Brief an den brasilianischen Gesundheitsminister, Saraiva Felipe, geschrieben und auf die bedrohliche Situation aufmerksam gemacht.
Daraufhin wurde von der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA) zugegeben, dass Medikamente in verschiedenen Regionen des Landes fehlen würden. Schuld daran wäre einerseits der mangelnde Etat, andererseits Fehlplanungen bei der Kontrolle und der Aufstockung der Vorräte.
Annette Runge für BrasilienPortal