Recife/Olinda, 02. Dezember 2007
Angehörige von mehr als 43 Indianerstämmen sorgten am letzten Tag der IX Spiele der indigenen Völker in Recife und Olinda für eine emotionale Abschlussveranstaltung. Über eine Woche kämpfen rund 1.000 Teilnehmer in den Wettbewerben um Sieg und vor allem um die Ehre ihres Volkes.
Als alle Teilnehmer am späten Abend in das eigens für die Spiele errichtete Stadion am Strand von Bairro Novo in Olinda einmarschierten, erhoben sich die zahlreichen Besucher vor ihren Plätzen und applaudierten minutenlang. Auch Brasiliens Sportminister, der Gouverneur des Bundesstaates Pernambuco und de Bürgermeister von Recife und Olinda konnten zuvor schon eine der ältesten Traditionen der brasilianischen Urbevölkerung miterleben, die zwar durchaus bekannt, doch bislang immer unter Ausschluss “des weissen Mannes“ durchgeführt wurde: des Zeremonie des heiligen Feuers.
Die spirituellen Führer der Ethnien Paresi und Terena betraten dafür die Arena, in der zuvor noch die letzten Wettkämpfe ausgetragen wurden. Die Paresi sprachen uralte Schutzgebete und sangen Lieder des Dankes. Danach wurde das “heilige Feuer“ entzündet, welches der Tradition nach von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Terena tanzten daraufhin im Schein der Flammen die “Tänze des Feuers“ ihrer Vorfahren. Am Ende nahmen die Angehörigen des grössten indigenen Volkes Brasiliens mit 20.000 Mitgliedern in 15 Dörfern die brennenden Fackeln und entzündeten weitere, die zuvor im ganzen Stadion verteilt wurden. Das “heilige Feuer“ war nun vollständig entfacht.
“An diesen Tagen, an dem wir die Wettkämpfe durchgeführt haben, konnten wir viel über den indigenen Sport lernen, aber vielmehr hat man uns einen Eindruck vermittelt, mit welchem Respekt die Würde und die Werte der Umwelt behandelt werden“ erklärte Rejane Penna Rodrigues vom brasilianischen Sportministerium.
Paulo Bororo dankte im Namen der traditionellen Völker dem Publikum und den Organisatoren, bat jedoch auch die Bevölkerung von Pernambuco, die Flüsse Beberibe und Capibaribe zu schützen. “Wir Indianer hören die Flüsse. Der Capibaribe schreit nach Hilfe, es ist viel zerstört. Die Flüsse sind kein Lager für Abfall und wir können unsere Bäume nicht gegen Beton austauschen. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen diese Nachricht an alle weitertragen“ so der junge Krieger der Bororo in seiner emotionalen Ansprache.
Danach wurde von Antônio Pankararu die Deklaration der IX Spiele der indigenen Völker verlesen, welche die Anführer der Ethnien während der Wettkampftage ausgearbeitet hatten. Abermals bitten die Völker um Hilfe für die Flüsse Pernambucanas und erklären, dass sie die Umwelt nicht für das Geld “des weissen Mannes“ verkaufen werden. In dem Dokument bekunden sie zudem ihre Solidarität mit den hungernden Kindern des Landes.
“Wir werden kämpfen. Wir Indigenen sind die Bewohner der Wildnis, wir nutzen keine Feuerwaffen, unsere Stärke ist die Spiritualität. Und wenn uns die Saudade ergreift, dann werden wir uns an diese Spiele erinnern und an diese Worte“ ist in der Erklärung nachzulesen.
Und nachdem das offizielle Programm beendet war und die Flammen des “heiligen Feuers” nach und nach verloschen, strömten Helfer und Zuschauer von den Rängen hinunter zu den Teilnehmern und alle verabschiedeten sich voneinander mit Umarmungen und unzähligen Gesten der Freundschaft.
Dietmar Lang für BrasilienPortal
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