Erneut haben Indios in Brasilien unschuldige Menschen als Geiseln genommen. Im
Parque Nacional do Xingu brachten bewaffnete Krieger der Ethnie Ikpeng insgesamt 14 Menschen in ihre Gewalt. Sie wollen mit der Aktion den Betrieb eines dort errichteten Wasserkraftwerkes verhindern.
Am Donnerstag wurden von dem Indianerstamm bereits acht Mitarbeiter eines Energieversorgers sowie vier Mitarbeiter der staatlichen Indianerbehörde Funai verschleppt. Am späten Freitagabend schickte die Behörde eine Anthropologin in die Region, welche über die Freilassung mit dem Indiovolk verhandeln sollte. Dieses Vorhaben schlug jedoch fehl. Die Frau wurde samt ihres Piloten ebenfalls von den Ikpeng gefangen genommen.
Die Indios wollen ersten Informationen zufolge nicht mit der Regierung verhandeln. Wie seitens der Parkleitung bekannt wurde, verlangen die Krieger vielmehr direkt mit dem Präsident der Funai, Márcio Meira zu sprechen. In zwölf Gruppen sollen die Vertreter des Stammes nun in die nächstgelegene Gemeinde geflogen werden, von wo aus sie mit drei Reisebussen nach Brasília gebracht werden.
m die nötigen Erfolge bei den Gesprächen zu erzielen, sollen zudem auch Anführer anderer Stämme aus dem Xingu-Gebiet per Flugzeug abgeholt werden. In der brasilianischen Hauptstadt, so ist es zumindest geplant, sollen dann vornehmlich die Ureinwohner mit anderen Ureinwohnern verhandeln.
Doch die Krieger vor Ort haben derzeit noch andere Vorstellungen. Obwohl die Funai Gesprächsbereitschaft signalisiert hat – allerdings in Brasília und nicht vor Ort – bestehen die Ikpeng auf Verhandlungen im Bundesstaat Mato Grosso, in welchem grosse Teile des Parks liegen. Die Geiseln sind derzeit in einem Haus untergebracht und haben unbestätigten Angaben zufolge Zugang zu Nahrung, Wasser, sanitären Einrichtungen und wenn nötig auch Medikamenten.
Die Mitarbeiter des Energieversorgers und der Funai waren in der Region unterwegs, um die Auswirkungen der Inbetriebnahme eines kleinen Wasserkraftwerkes im Rio Culuene zu untersuchen. Die Indios behaupten, der Betrieb der mittlerweile funktionsfähigen Anlage zerstöre den Lebensraum ihrer Völker. In der Region leben 14 verschiedene Stämme, die ihre Nahrung vornehmlich aus den dortigen Wäldern und Flüssen beziehen.