Die 10. Indianer-Olympiade hat im Norden Brasiliens mehr als 1.300 Angehörige von 35 verschiedenen Indianervölkern zu Wettkämpfen in traditionellen Sportarten vereint. Eröffnet wurde die weltweit mit grossem Interesse verfolgte Veranstaltung am 31. Oktober in Paragominas im Bundesstaat Pará allerdings zunächst mit einem modernen Fussballspiel.
Für das brasilianische Sportministerium sind die “Spiele der indigenen Völker“ eine der wichtigsten sportlichen, kulturellen und traditionellen Veranstaltungen der Ureinwohner des amerikanischen Kontinents. Daher stehen bei den Wettkämpfen die von Generation zu Generation überlieferten “Sportarten“ auch im Vordergrund. Dazu gehören neben Bogenschiessen auch das Tragen von Baumstämmen, Tauziehen, Kanufahren und der Speerwurf.
Die indigenen Völker messen sich daher in den Dingen, die früher das tägliche Überleben sicherstellen mussten. Präzision, Kraft, Ausdauer und Gemeinschaftssinn machen dabei ein starkes Volk aus, um sich mit Nahrung zu versorgen und sich vor anderen Völkern im undurchdringlichen Regenwald zu verteidigen. Um dies nicht immer mehr in Vergessenheit geraten zu lassen, bieten die Spiele nun eine ideale Plattform, um auch die so genannte “zivilisierte Welt“ an den Traditionen teilhaben zu lassen.
Standesgemäss wurde für die Dauer der Spiele am Veranstaltungsgelände ein “olympisches Dorf“ errichtet, wo Besucher intensiv in die Kultur der verschiedenen Völker eintauchen konnten. Insgesamt 28 Gemeinschaftsunterkünfte wurden in Eigenarbeit gebaut und verwandelten das normalerweise als Ausstellungspark genutzte Areal in eine pulsierende Erlebniswelt der unterschiedlichen Ethnien.
Bei der “grünen Olympiade“ mit Lagerfeuerstimmung waren natürlich auch Zuschauer willkommen. Die Veranstalter hatten hierfür eine Tribüne mit Platz für 7.000 Besucher errichtet, von wo aus die Wettkämpfe live mitverfolgt werden konnten. Rund 50.000 Gäste aus Nah und Fern wurden zunächst für das acht Tage dauernde Event erwartet, am Ende kamen jedoch mehr als 120.000 Menschen.
Organisiert wurden die Indio-Spiele vom “stammübergreifenden Komitee zur indigenen Erinnerung und Wissenschaft“. Männer und Frauen traten dabei in getrennten Gruppen an, neben den traditionellen Kräftemessen war jedoch Fussball die einzige „moderne Sportart“. Zudem gab es wie bei einer richtigen Olympiade verschiedene Demonstrationswettbewerbe. Hervorzuheben sind dabei das dem Ringkampf nicht unähnliche Huka-Huka des Volkes Xingu und der Iwo, praktiziert von den Xavantes-Indianern.
Am Ende zeigten sich Veranstalter, Teilnehmer und Besucher gleichermassen begeistert über den gigantischen Event. Traditionelle Sportarten, die typischen Tänze der verschiedenen Völker, die unterschiedlichsten Körperbemalungen, Handwerkskunst und einen Einblick in die Lebensart der brasilianischen Ureinwohner machten bereits Lust auf das kommende Jahr. Und als das “olympische Feuer“ erlosch, begingen alle gemeinsam noch einmal eine Nacht voller Musik und Tanz und lebten das Motto der 10. Indianerspiele: „Das Wichtige ist nicht zu gewinnen, sondern mit dabei zu sein!“