Davi Kopenawa, Schamane und Sprecher der indigenen Yanomami aus Brasiliens Amazonasgebiet, wird in diesen Tagen Deutschland besuchen. Das Leben der Yanomami, eines der grössten, relativ isoliert lebenden Völker im Amazonas, wird gegenwärtig durch eine Invasion von Goldgräbernbedroht.
Die Eindringlinge arbeiten illegal auf dem Land des Volkes. Davi wird am 8. Mai der Uraufführung des Amazonas Musiktheaters, einer multimedialen Theaterproduktion, auf der Münchener Biennale beiwohnen. Im Vorfeld hatte er bereits als Berater die Inszenierung unterstützt, die den Amazonas Regenwald und einige seiner Bewohner – die Yanomami thematisiert.
Davi, auch bekannt als „Dalai Lama des Regenwaldes“, sagte kürzlich, dass „immer mehr Goldgräber in das Gebiet kommen und die Yanomami sehr besorgt sind … Bald wird es zu Konflikten zwischen den Yanomami und den Minenarbeitern kommen … Ich weiss wie sie die Yanomami behandeln. Ich bin auch sehr traurig, dass einige Yanomami im Austausch gegen Lebensmittel in den Minen arbeiten. Sie werden krank werden; sie werden Malaria bekommen und sich mit Geschlechtskrankheiten infizieren, denn die Minenarbeiter werden die Frauen benutzen wie sie es schon in der Vergangenheit taten.“
Die Yanomami haben die brasilianische Regierung bereits wiederholt dazu aufgefordert, die Goldgräber von ihrem Land zu entfernen. Zudem fordern sie, dass die Regierung gemeinsam mit den indigenen Gemeinden ein Schutzprogramm für das Gebiet einführt. Letzten Monat kam es bereits zu Protesten der Yanomami und Yekuana Indigenen vor den Gebäuden der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten (FUNAI).
Die Goldgräber bedrohen die Gesundheit der Yanomami. Durch die Schürfarbeiten gelangt Quecksilber in die Flüsse und die Arbeiter schleppen Krankheiten ein, gegen welche die Indigenen kaum Abwehrkräfte besitzen. Zudem sind die Arbeiter in der Regel bewaffnet. Konflikte zwischen ihnen und den Yanomami, die versuchen ihr Land und ihre Gemeinden zu schützen, könnte gewalttätig enden.
Behörden in Venezuela untersuchen momentan den Tod von sechs Yanomami. Es wird angenommen, dass vier erwachsene Yanomami an durch Quecksilber verschmutztem Wasser gestorben sind. Darüber hinaus sind zwei Kinder der Yanomami zu Tode gekommen, nachdem sie aller Wahrscheinlichkeit nach von Unbekannten mit einer flüssigen Substanz besprüht wurden.
Bereits in den 1980er Jahren drangen Goldgräber in das Land der Yanomami ein. Die damals bis zu 40.000 Arbeiter töteten einige Yanomami, zerstörten eine Reihe von Dörfern und schleppten Krankheiten ein. In nur sieben Jahren starben 20 Prozent der Yanomami.
Survival International hat die Regierungen von Brasilien und Venezuela dazu aufgerufen, unverzüglich gegen das illegale Eindringen der Goldgräber vorzugehen und erneute Invasionen zu verhindern. Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute: „Die Behörden müssen unverzüglich handeln um die Yanomami zu schützen. Die Anwesenheit der Eindringlinge bringt die Indigenen in grosse Gefahr und ist eine grundlegende Verletzung ihrer Menschenrechte.“