Berlin, 28. November 2011 PRESSEMITTEILUNG SURVIVAL INTERNATIONAL
Zum Auftakt der UN-Klimakonferenz in Durban fordert Survival International, das ökologische Wissen und die Kenntnisse indigener Völker im Kampf gegen den Klimawandel zu berücksichtigen.
Indigene Völker vom Amazonas bis in die Arktis haben in der Regel den kleinsten ökologischen Fussabdruck, da sie oft seit Tausenden von Jahren nachhaltige Lebensweisen praktizieren. Dennoch leiden sie stärker unter den Folgen des Klimawandels als andere Gruppen. Sie tragen zudem die Hauptlast der Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels, zum Beispiel durch Biotreibstoffe, Staudämme und Naturschutzmassnahmen.
Viele indigene Völker haben eine enge Beziehung zu ihrer Umgebung und können Veränderungen im Ökosystem sofort erkennen:
Im Nordwesten Kanadas berichten die Jäger des Inuit-Volkes von dünnerem Eis, kürzeren Wintern und heißeren Sommern, Änderungen im Permafrost und steigendem Meeresspiegel.
Die Innu haben in Nordlabrador Vögel wie die Blauhäher gesichtet, obwohl diese normalerweise nur im südlichen Kanada oder den USA zu finden sind. Sie berichten auch von weniger Schnee in den kälteren Monaten und weniger Moskitos im Sommer.
Nenzen-Hirten in Sibirien berichten, dass gefrorene Flüsse früher auftauen. Ihre Rentiere müssen deshalb während ihrer Frühjahrswanderung schwimmen statt über das Eis zu laufen. Sie berichten auch von weniger Moskitos.
Tsaatan-Hirten in der Mongolei beobachten, dass Flechten und Moose schlechter wachsen und die Ernährung ihrer Rentiere negativ beeinflussen.
Die Yanomami im brasilianischen Amazonasgebiet berichten von der Veränderung der Niederschläge. Sie bitten die Welt, die Bedeutung des Amazonasgebietes für das weltweite Klima und die Folgen der Abholzung für den Klimawandel anzuerkennen.
„Der Klimawandel hat in unserem Land begonnen“, sagt Davi Kopenawa, ein Sprecher der Yanomami. „Die reichen Länder haben viele Kilometer des Amazonasregenwaldes verbrannt und zerstört. Wenn man grosse Bäume fällt und den Boden in Brand setzt, trocknet die Erde aus. Die Welt muss auf den Schrei der Erde hören, die um Hilfe bittet.“
Sheila Watt-Cloutier, eine Inuit-Aktivistin, sagte: „Jäger sind auf dem Meereis eingebrochen und haben ihr Leben verloren – in Gebieten, die lange als sicher galten. Die Arktis wird als der Gradmesser der Gesundheit der Erde betrachtet. Wenn Sie sehen wollen, wie gesund der Planet ist, kommen Sie und messen Sie den Puls in der Arktis.“
„Auf die traditionellen Fähigkeiten, das Wetter lesen zu können, ist kein Verlass mehr“, sagt Veikko Magga, ein Sami-Hirte. „Früher konnte man im Vorhinein sehen, welches Wetter es geben wird. Diese Anzeichen und Fertigkeiten haben keine Gültigkeit mehr.“
„Indigene Völker waren die ersten Wissenschaftler der Welt,“ sagt Stephen Corry, Direktor von Survival International. “ Es ist offensichtlich: Dort wo sie ihren Lebensstil auf ihrem Land weiter leben durften, sind der Waldbestand und die Biodiversität höher als in anderen geschützten Gebieten. Und ohne ihr bedeutendes medizinisches Wissen, wären viele Medikamente nie entdeckt worden.“
„Nun ist es für uns wichtig, dass ihr Wissen und ihre Ansichten endlich eine Berechtigung erhalten. Indigene Völker sollten eine größere Rolle bei Entscheidungen zum Klimawandel spielen und die Rechte an ihrem Land müssen anerkannt werden.“