Eine Gruppe Indios hat in der Morgenfrühe erneut einen der drei Bauabschnitte für die Errichtung des Wasserkraftwerks “Belo Monte“, am Rio Xingu, im Bundesstaat Pará, besetzt. Dies ist die zweite indigene Aktion in diesem Monat, die beabsichtigt, das Konstruktions-Konsortium Belo Monte zu zwingen, die Bauarbeiten am “Sítio Belo Monte“, einem der drei grossen Abschnitte des Bauvorhabens, 55 km vom Städtchen Altamira (Bundesstaat Pará) gelegen, einzustellen. Die Bauarbeiten wurden aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Die Indios geben an, dass sie zur Durchführung des Projekts nicht angehört worden sind.
Nach Auskunft des Konsortiums besteht die Gruppe aus 100 Indios, die sich gegen 4:00 Uhr früh auf der Baustelle einfanden. Sie übernahmen das zentrale Büro, aber es wurden keinerlei Gewaltakte gegen Angestellte oder das Eigentum der beteiligten Firmen registriert. Vor Ort werden inzwischen nur die dringendsten Versorgungsdienste wahrgenommen. In den anderen drei Abschniten “Pimental, Canais“ und “Diques“ gehen die Arbeiten normal weiter.
Die Besetzer präsentierten keinerlei Forderungen, gaben jedoch bekannt, dass sie die Baustelle erst wieder verlassen, nachdem sie mit einem Vertreter der Landesregierung gesprochen haben. Polizisten der “Força Nacional“ befinden sich vor Ort, sie beobachten die Protestaktion und zeichnen sie auf. Die Firma “Norte Energia“ – verantwortlich für die Installation und Betreibung des Wasserkraftwerks – beschäftigt sich noch mit den gesetzlichen Massnahmen, die sie ergreifen könnte. Den Reportern der “Agência Brasil“ gelang es nicht, mit den Führern der Indios zu sprechen.
Die letzte Besetzung des Bauabschnitts fand Anfang Mai statt. Wie bei anderen ihrer Proteste verlangten die Indios die Aufhebung aller hydroelektrischen Vorhaben in ganz Amazonien, solange bis der Prozess einer zu vorigen Konsultierung der traditionellen Völker – vereinbart in der Konvention 169 der “Organização Internacional de Trabalho (OIT)“ – reglementiert worden ist.
Vom Nationalkongress am 20. Juni 2002 in Form des Dekrets 143 verabschiedet, und vom Präsidenten der Republik am 19. April 2004 bestätigt, legte die Konvention 169 unter anderem fest, dass die indigenen Völker und alle, die ganz oder teilweise von ihren eigenen Sitten und Traditionen abhängen, immer dann konsultiert werden, wenn gesetzliche oder administrative Massnahmen ihre Interessen gefährden.
Im Januar 2012 gründete die Landesregierung eine interministeriale Arbeitsgruppe, die eine Reglementierung der Mechanismen einer Vorauskonsultierung prüfen und einen Vorschlag präsentieren sollte. Die Gruppe wird koordiniert vom Aussenministerium und dem Sekretariat des Präsidenten der Republik, und sie wird begleitet von verschiedenen Organen und Abteilungen der Regierung.
Am 25. April versammelten sich Abgesandte der Landesregierung in Jacareacanga (Bundesstaat Pará) mit Indios vom Volk der Munduruku, und mit Vertretern der Präfektur und der Abgeordnetenkammer, um über den Prozess einer Konsultation der indigenen Völker zu verhandeln, die im Becken des Rio Tapajós leben.