Zum neunten Mal fand vor wenigen Tagen im Indio-Reservat Kraolândia im Bundesstaat Tocantins im Nordosten Brasiliens die Tauschbörse von traditionellem Saatgut statt. Diese wird jährlich vom Indio-Stamm Krahô veranstaltet und erfreut sich auch außerhalb der indigenen Gemeinschaft immer größerer Beliebtheit. In diesem Jahr nahmen Vertreter von über 30 verschiedenen Indio-Völkern sowie Kleinbauern, Studenten, Forscher als auch Neugierige an dem viertägigen Event teil.
Mit einer handvoll Mais und ein paar Erdnüssen hatte alles angefangen. Vor 20 Jahren machten sich Vertreter des Indio-Stammes der Krahô gemeinsam mit Mitarbeitern der staatlichen Indianerbehörde FUNAI auf die Suche nach altem Saatgut. Bei der Saatgutbank der Landwirtschaftsbehörde Embrapa in Brasília wurden sie fündig. “Ponhupey”, was soviel bedeutet wie “guter Mais”, wurde von Mitarbeitern der Embrapa in den 70er Jahren im Gebiet des Indiovolkes Xavante gesammelt. Proben dieses Saatgutes sowie von Erdnüssen nahmen die Krahô mit in ihr Dorf im Bundesstaat Tocantins. Dort bauten sie das traditionelle Saatgut an, vermehrten und verteilten es. Schließlich entstand die Idee, jährlich eine Tauschbörse abzuhalten.
Die regelmäßigen Tauschbörsen haben sich längst zu einem Treffen der verschiedensten Indio-Völker aus ganz Brasilien ausgeweitet. Während der vier Veranstaltungstage zeigten die knapp 3.000 Teilnehmer ihre traditionellen Bemalungen, präsentierten Tänze und Handwerkswaren, sangen und diskutierten über den Anbau ihrer Grundnahrungsmittel. Getauscht wird mittlerweile nicht nur Mais sondern auch Mandioca, Süßkartoffel, Kürbis, Bohnen, Erdnüsse und einige weitere traditionelle Kulturen. Nebenbei wird so auch die genetische Vielfalt der landwirtschaftlich genutzten Pflanzen erhalten.
Das Projekt verbucht aber noch weitere Erfolge. Während die Krahô noch vor sieben Jahren einen Teil ihres Saatgutes über die FUNAI beziehen mussten, sind sie inzwischen autark. Darüber hinaus hat die Samen-Tauschbörse auch anderen Indio-Stämmen als Beispiel gedient. Mittlerweile bieten ebenso die Indio-Völker Xerente in Tocantins, Pareci in Mato Grosso und Kayapó in Pará ähnliche Veranstaltungen an.