In Brasilien gibt es 274 lebendige Sprachen, die von 305 indigenen Gruppen gesprochen werden, und mehr als 100 davon entfallen auf die Amazonas-Region.
Ausser der Landessprache Portugiesisch gibt es in Brasilien 274 Sprachen, die von 305 indigenen Völkern gesprochen werden, so hat die letzte Volkszählung (Censo) des Brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik (IBGE) im Jahr 2010 ergeben. Und mehr als 100 dieser Sprachen konzentrieren sich in der Amazonas-Region, wo Forscher des Museums Emílio Goeldi, aus dem Staat Pará, tätig sind, um die linguistischen Systeme der indigenen Bevölkerung zu dokumentieren und verständlich zu machen. Diese Studien sind das Thema der 69. Ausgabe des “Destaque Amazônia“, eines Bulletins, das Interessanten online zur Verfügung steht.
Der Bericht präsentiert sechs der zweiunddreissig Sprachen, die als Studienobjekte von den Spezialisten des Goeldi-Museums ausgewählt wurden: “Oro Win, Gavião, Suruí, Paresí, Arikapú“ und “Djeoromitxí“. Ausserdem enthält es Reportagen, in denen Forschungsmethoden, neue Erörterungen und Entdeckungen auf linguistischem Gebiet erklärt werden.
Eines der Phänomene, von denen die Linguistiker in Amazonien angetrieben werden, ist die Konzentration ethnischer Gruppen und Sprachen an den Grenzen des Bioms, ein Gebiet mit der grössten Interaktion zwischen ihnen. Eine kürzlich durchgeführte Studie stellt die Hypothese auf, dass es sich dabei um eine konvergente Zone handelt, in der die Besetzung Amazoniens ihren Anfang nahm.
Sprachen in Gefahr
Die digitale Sammlung des Goeldi-Museums enthält zirka 80 indigene Sprachen. Zwei davon sind “Oro Win“ und “Paresí“, die vom Aussterben bedroht sind. Die Dokumentationsarbeit dieser beiden Sprachen wird in dieser Ausgabe des “Destaque Amazônia“ präsentiert.
“Oro Win“ ist eine Sprache, die sich von anderen aus Amazonien durch kurze Worte und charakteristische phonetische Merkmale unterscheidet. Es gibt nur noch sechs Personen in einem Dorf in Rondônia, die diese Sprache beherrschen, alle sind älter als fünfzig Jahre. Das Risiko des Aussterbens wurde in den 1960er Jahren noch durch einen Erlass verstärkt, der den als Gummisammler arbeitenden Indios verbot, in einer anderen Sprache als Portugiesisch zu kommunizieren – wer diese Anordnung nicht befolgte, wurde von den Aufsehern ausgepeitscht.
Ausser der Beschreibung und der Dokumentation hat die Forschung den Versuch unterstützt, die Sprache in den Schulen zu erlernen, unter Erarbeitung des didaktischen Materials zusammen mit den lokalen Lehrkräften.
Was die Paresí-Sprache betrifft, ging die Initiative von der lokalen Kommune selbst aus, die um den Verlust ihrer traditionellen Kultur besorgt ist. Diese Ethnie besteht aus etwas weniger als 2.000 Mitgliedern, die sich auf 44 Dörfer im Umkreis von Tangará da Serra (Bundesstaat Mato Grosso) verteilen. Obwohl etwa 90% der Bevölkerung noch ihre traditionelle Sprache “Paresí“ sprechen, sind ein paar ihrer Dörfer von einem starken Einfluss der modernen Gesellschaft betroffen. Ihre traditionelle Sprache als Lehrfach im Schulunterricht einzuführen, wurde 2006 im Dorf Formoso beschlossen, einer der traditionellsten Kommunen, und ab 2011 führten die Indios selbst diese Arbeit mit eigenen Lehrkräften fort, nachdem diese im Gebrauch von Video-Kameras unterwiesen worden waren.
Das Museum
Das Museum Emílio Goeldi ist eine Forschungs-Institution, die mit dem Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Novation (MCTI) Brasiliens eng verbunden ist. Es befindet sich in der Hauptstadt des Bundesstaates Pará, Belém.
Seit seiner Gründung im Jahr 1866, konzentrieren sich seine Aktivitäten auf das wissenschaftliche Studium der Natur und der sozio-kulturellen Systeme Amazoniens, sowie auf die Verbreitung von Wissen und Erkenntnissen bezüglich dieser Region. Das Museum Goeldi befindet sich in der Avenida Magalhães Barata 376.