Ein unkontaktiertes und für eingeschleppte Krankheiten höchst anfälliges Amazonas-Volk wurde an der Grenze des Manu-Nationalparks in Peru von einer Missionarin kontaktiert. Die Kontaktaufnahme schürt die Sorge um die Übertragung von Krankheiten, die das unkontaktierte Volk auslöschen könnten.
Berichten zufolge soll die Adventisten-Missionarin aus einer lokalen Indigenen-Gemeinde mit einem Boot des Reiseanbieters Expediciones Vilca ans Ufer gefahren sein, wo sie Kleidung und Lebensmittel für die unkontaktierten Mashco-Piro-Indianer hinterließ.
Nun sind Bilder veröffentlicht worden, die das Zusammentreffen am letzten Samstag (6. September) zeigen. Darauf nehmen die Mashco-Piro die Kleidung und Lebensmittel an, die das Boot kurz zuvor ablud.
Erst vor wenigen Tagen hatten Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, und die lokale Indigenen-Organisation FENAMAD vor “Menschensafaris” und der zunehmenden Bedrohung gewarnt, die das Aufeinandertreffen von Unkontaktierten und Außenstehenden mit sich bringt.
Doch die Regierung Perus hat bisher keine Schritte unternommen. Kultur-Vizeministerin Patricia Balbuena sagte vergangene Woche sogar ein Notfall-Treffen zwischen FENAMAD und dem Kulturministerium zum Thema ab.
Reiseboote fahren regelmäßig entlang des Flusses Madre de Dios, wo die gefährdeten Mashco-Piro gesehen wurden. Kleidung, Lebensmittel und sogar Brausegetränke und Bier wurden für die Indigenen hinterlassen.
Unkontaktierte Völker wie die Mashco-Piro sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Perus etwa 15 unkontaktierte Völker sind durch das Eindringen von Außenstehenden bedroht, die mit Gewalt ihre Ressourcen rauben und Krankheiten wie Grippe und Masern einschleppen, gegen die die Indigenen keine Abwehrkräfte ausgebildet haben.
Vor wenigen Wochen ging die Geschichte einer unkontaktierten Indianer-Gemeinde um die Welt, die aus Peru nach Brasilien floh und dort Kontakt mit einer sesshaften Indigenen-Gemeinde aufnahm. Die Unkontaktierten infizierten sich nach kurzer Zeit mit einer Atemwegsinfektion und mussten behandelt werden.
Survival und FENAMAD fordern von den peruanischen Behörden, das Eindringen von Touristen und anderen Außenstehen in das Gebiet zu unterbinden; einen Notfallplan zur gesundheitlichen Versorgung umzusetzen, um das Ausbrechen tödlicher Erkrankungen unter den Mashco-Piro zu verhindern; und ihr Schutzgebiet unverzüglich zu vergrößern.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Dass Missionare darauf bestehen ‘nackten Wilden’ Kleidung anzuziehen, ist die wohl langlebigste Metapher der kolonialen Zerstörung indigener Völker. Kleidung kann nicht nur Viren übertragen, sie kann Krankheiten auch verschlimmern: Bei erkrankten Indigenen, die zu schwach sind zum Jagen, kann das Rumsitzen in klammen und ungewaschenen Kleidern Infektionen verstärken, die schon Millionen von Indigenen in Amerika getötet haben.
Dass dies noch heute passiert, ist ein Verbrechen, das gestoppt werden muss. Wenn Peru Touristen und Menschen wie diese Adventistin nicht daran hindert, sich den Unkontaktierten zu nähern, macht sich die Regierung möglicherweise der Ausrottung eines weiteren Volkes schuldig.”
Über 12.000 Personen haben sich bereits an Survivals Eilaktion beteiligt und fordern von den Regierungen Brasiliens und Perus den Schutz des Landes unkontaktierter Völker.
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