In Manaus ist am Dienstag (6.) das erste indigene Medizin-Zentrum Brasiliens eröffnet worden. Indem werden die Patienten nach den jahrtausendealten Traditionen der Indios behandelt. Verstanden wird es allerdings nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zur Medizin der “Weißen“. Gegründet wurde es vom Anthropologen João Paulo Tukano.
Der Indio der Ethnie Tukano hatte vor einigen Jahren ein Schlüsselerlebnis. Als seiner Nichte ein Bein amputiert werden sollte, gab es den Vorschlag eine Behandlung gemeinsam mit den Heilern der Indios vorzunehmen.
Das gelang allerdings erst, nachdem die Justiz eingeschaltet wurde. Die heute 19-Jährige hat ihr Bein behalten und João Paulo Tukano hat seinen damals entstanden Traum eines “Bahserikowi’i”, eines medizinischen Zentrums der Indios, verwirklicht.
Unterstützt wurde er dabei unter anderem von Manoel Lima vom Volk der Tuyuka. Der 85-Jährige ist Cumu (Pajé, Medizinmann) und wird gemeinsam mit weiteren Cumus anderer Ethnien im “Centro de Medicina Indígena da Amazônia“ Indios und Nicht-Indios behandeln. Dies geschieht mit Hilfe von Kräutern und selbst angemischten Rezepturen sowie auch Segnungen.
Für die Indigenen selbst bedeutet es eine Möglichkeit, dort Hilfe zu finden, zumal diese beim öffentlichen Gesundheitswesen oft außen vor bleiben. Der Staat hat sich ebenso bei der Einrichtung des Zentrums der traditionellen indigenen Medizin heraus gehalten.
Dass es dennoch verwirklicht werden konnte, ist neben João Paulo Tukano und Manoel Lima etlichen freiwilligen Helfern, der Coordenação das Organizações Indígenas da Amazônia Brasileira (Coiab), dem Núcleo de Estudo da Amazônia Indígena (NEAI) und der Agentur Amazônia Real zu verdanken.
Anbieten will das “Bahserikowi’i” im Zentrum der Amazonashauptstadt Manaus eine auf der Natur basierenden Behandlungsform, die aber auch anderes Wissen respektiert. Geplant sind zudem Vorträge, Kurse und ebenso der Verkauf von dort angefertigten Mitteln und Kunsthandwerk.