Über 600 Anführer und Repräsentanten von 47 verschiedenen indigenen Ethnien haben sich in einem Manifest gegen die Politik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro ausgesprochen. Der will mit Gesetzesänderungen Indio-Territorien für die Ausbeutung von Bodenschätzen, die intensive Landwirtschaft und den Bau von Großprojekten wie Wasserkraftwerken freigeben. Von den indigenen Repräsentanten wird dies vehement abgelehnt.
Fünf Tage lang haben sich die Indio-Repräsentanten im Indio-Territorium Capoto-Jarina im Bundesstaat Mato Grosso beraten und diskutiert. Dazu aufgerufen hatte der 89-jährige Indio-Häuptling Raoni Metuktire. Dem hatte Bolsonaro im vergangenen Jahr in seiner Ansprache zur UN-Generalversammlung seine Anführerrolle abgesprochen.
Raoni kämpft seit Jahrzehnten für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes und die Rechte der Urvölker Brasiliens. Dass er damit unter den Indigenen nicht alleine steht, hat nun auch das Treffen gezeigt.
Bei ihrer Großversammlung haben die Repräsentanten verschiedener indigener Vereinigungen und Anführer Bolsonaro “ein politisches Projekt der brasilianischen Regierung zum Völkermord, Ethnozid und Ökozid“ vorgeworfen.
Befürchtet wird durch die von Bolsonaro geplante Öffnung ihrer Territorien für den “weißen Mann“ eine Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen und Kulturen. Von der Regierung wird das Vorhaben indes als Möglichkeit zur Bekämpfung der Armut und zur Ankurbelung der Wirtschaft verkauft.
In ihrem bei der Versammlung erarbeiteten Manifest fordern die Indigenen ihre per Konstitution garantierten Rechte und Respekt ihrer Kulturen, um in Frieden leben zu können, wie betont wurde. Gefordert wird ebenso die rechtliche Anerkennung indigener Autoritäten durch den brasilianischen Kongress, dem das Dokument übergeben werden soll. Angekündigt wurde darüber hinaus eine “Allianz der Völker des Regenwaldes“ mit der Bewegung der Extrativisten Acres.
Seit 2018 verzeichnen verschiedene Organisationen und Einrichtungen eine starke Zunahme von Invasionen in den Indio-Territorien und Konflikten. Bolsonaro wird vorgeworfen, dies mit seinen Aussagen zu schüren. Beschuldigt wird der Rechtspopulist ebenso Zwietracht unter den Urvölkern zu sähen, in dem er Indigenen Geld und Wohlstand durch die wirtschaftliche Nutzung ihrer Territorien verspricht.