Neue Luftbilder eines Forschungsfluges über das Territorium der Piripkura, eines der bedrohtesten unkontaktierten Völker der Welt, zeigen, dass Eindringlinge illegal in ihrem Gebiet aktiv sind und es für die Produktion von Rindfleisch zerstören.
Bei der aktuell andauernden Invasion handelt es sich um eine eklatante Verletzung einer sechsmonatigen Notfallverordnung zum Schutz ihres Landes, die im September erneuert worden ist und allen Außenstehenden das Betreten des Territoriums streng verbietet.
Die Außenwelt weiß lediglich von zwei der in diesem Territorium lebenden Mitglieder der brasilianischen Piripkura – doch es ist anzunehmen, dass sich weitere Angehörige des indigenen Volkes, die sich in die Tiefen des Waldes zurückgezogen haben, in dem Gebiet befinden. Viele Piripkura sind in der Vergangenheit bereits bei Massakern ermordet worden.
Der Überflug ist im Oktober im Rahmen der Kampagne „Unkontaktiert oder zerstört“ durchgeführt worden, die von den Organisationen COIAB (Koordination der Indigenenorganisationen des brasilianischen Amazonasgebietes) und OPI (Beobachtungsstelle für die Menschenrechte unkontaktierter und vor Kurzem kontaktierter indigener Völker) geleitet und von APIB (Artikulation der indigenen Völker Brasiliens), ISA (Sozioökologisches Institut) und Survival International unterstützt wird.
Die Organisationen veröffentlichten nun gemeinsam ein Dossier mit dem Titel “Piripkura: Ein indigenes Territorium wird für die Rindfleischproduktion zerstört“. Darin wird aufgedeckt, dass
- die Waldrodungen für Rinderweiden mittlerweile die Region erreicht haben, die von unkontaktierten Piripkura bewohnt wird;
- Straßen, Zäune und sogar eine Landebahn für Flugzeuge errichtet worden sind und dass Hunderte Rinder in das Territorium der Piripkura gebracht wurden;
- die Entwaldungsrate im Territorium buchstäblich explodiert und in den vergangenen zwei Jahren um 27.000 % gestiegen ist.
Die Organisation OPI hat darüber hinaus einen eigenen Bericht über die Invasion des Landes der Piripkura veröffentlicht. Ihre Untersuchung ergab, dass es sich um das am stärksten entwaldete Territorium eines unkontaktierten indigenen Volkes in Brasilien handelt. Über 12.000 Hektar Land sind bereits zerstört worden.
Die Kampagne “Unkontaktiert oder zerstört“ weist darauf hin, dass diverse Notfalldekrete, die die Territorien unkontaktierter Völker momentan noch schützen, in naher Zukunft auslaufen.
Das einzige kontaktierte Mitglied der Piripkura, eine Frau namens Rita, erklärte Survival kürzlich in einem einzigartigen Video, dass Eindringlinge, die illegal in dem Territorium ihres Volkes operieren, bald ihre Verwandten ermorden könnten und beschrieb, wie neun ihrer Familienmitglieder bei einem derartigen Angriff massakriert wurden.
Sarah Shenker, Leiterin von Survivals Kampagne für unkontaktierte Völker, sagte heute: „Es kann keinen besseren Beweis für die absolute Straflosigkeit, ja die aktive Unterstützung, die jene, die in indigenes Land eindringen und es ausbeuten, unter Präsident Bolsonaro genießen, geben, als das: kommerzielle Viehzucht in einem Territorium, das für das Überleben eines indigenen Volkes von größter Bedeutung ist und offiziell unter rechtlichem Schutz steht.
Mit rasantem Tempo nähern sich die Eindringlinge den unkontaktierten Piripkura. Die Piripkura widersetzen sich diesen Angriffen mit aller Macht und das müssen auch wir tun. Nur ein massiver Aufschrei der Öffentlichkeit kann den Genozid an den Piripkura und anderen unkontaktierten Völkern abwenden. Und alle würde davon profitieren: Die Rechte indigener Völker anzuerkennen und durchzusetzen, stellt einen weit günstigeren und effektiveren Weg dar, um den Amazonasregenwald zu schützen, als die fatalen „Lösungen“, die jüngst von Regierungen auf der UN-Klimakonferenz vorangetrieben wurden.“
Elias Bigio von der Organisation Operação Amazônia Nativa (OPAN) äußerte sich heute wie folgt: “Das Gebiet, dass wir überflogen haben, ist erst vor Kurzem für die Produktion von Rindfleisch gerodet worden. Nachdem sie das Holz geschlagen haben, wandeln sie das Land jetzt in Rinderweiden um.“
OPI erklärte: “Dieses indigene Territorium und die darin lebenden Piripkura sind in großer Gefahr. Sie leiden unter demselben Vorgang, den wir bereits in den Territorien anderer unkontaktierter Völker beobachtet haben. Es handelt sich um den “Bolsonaro-Effekt“, der seit dem Jahr 2019 die Zerstörung von indigenen Land beschleunigt.“
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