Am diesjährigen Internationalen Tag der indigenen Völker (9. August) stehen erstmals unkontaktierte Völker im Mittelpunkt. Der von den Vereinten Nationen ausgerichtete Tag soll dazu beitragen, die Rechte indigener Völker zu schützen, die keinen regelmäßigen, freiwilligen Kontakt zur Außenwelt haben. In den letzten Wochen hatten Aufnahmen von unkontaktierten Angehörigen der Mashco Piro und Hongana Manyawa weltweit für Schlagzeilen gesorgt.
Survival International schätzt, dass es weltweit über 150 unkontaktierte Völker gibt. Die Vereinten Nationen betonen, dass ihnen „besonderer Schutz für ihre kollektiven Rechte zukommt und ihre Gebiete demarkiert werden [müssen]“, angesichts der „existenziellen Bedrohung, der sie derzeit durch äußerliche Einflüsse ausgesetzt sind“.
Survival, die einzige Organisation, die weltweit für die Rechte unkontaktierter Völker kämpft, begrüßt, dass die Vereinten Nationen Unkontaktierte zum Top-Thema machen. Survivals Direktorin Caroline Pearce wird auf der begleitenden UN-Veranstaltung sprechen.
Für unkontaktierte Völker können Landraub und erzwungener Kontakt tödlich sein. Die Gewalt und die Übertragung von Krankheiten können innerhalb weniger Jahre nach dem Kontakt große Teile unkontaktierter Völker auslöschen.
Einige Beispiele für aktuelle Bedrohungen hat Survival in einem Factsheet aufgelistet. Dazu zählen unter anderem:
Bergbau
Die unkontaktierten Hongana Manyawa leben in kleinen Gruppen und in tiefer Verbundenheit mit dem Wald. Der Rohstoffabbau für Elektroautobatterien zerstört das Regenwald-Zuhause der Hongana Manyawa. Erst vor wenigen Wochen zog sich das deutsche Chemieunternehmen BASF aus einem Projekt zurück, das die Unkontaktierten weiter bedroht hätte.
Abholzung
Die Mashco Piro sind das größte bekannte unkontaktierte Volk der Welt. Ein großer Teil ihres Territoriums wurde in Abholzungskonzessionen aufgeteilt, in denen bereits ein FSC-zertifiziertes Unternehmen tätig ist. Die Mashco Piro machen deutlich, dass sie in Ruhe gelassen werden wollen und stoßen Warnschreie aus oder schießen Pfeile, wenn jemand ihnen zu nahe kommt. Vor wenigen Wochen tauchte eine große Gruppe Mashco Piro nur wenige Kilometer von einer Holzkonzession entfernt auf.
Auch andere unkontaktierte Völker sind von Abholzung bedroht. Die letzten überlebenden Kawahiva im brasilianischen Amazonasgebiet sind von Rodung umzingelt.
Mega-Entwicklungsprojekte
Auf der indischen Insel Groß Nikobar leben die weitgehend unkontaktierten Shompen. Die indische Regierung plant, die Insel in ein „Hongkong Indiens“ zu verwandeln, inklusive internationalem Hafen, Flughafen, Infrastruktur, Industrie und Tourismusanlagen. Die Shompen sind für ihr Überleben von ihrem Wald abhängig und würden die katastrophale Umgestaltung ihrer Insel nicht überleben.
Sarah Shenker, Leiterin der Kampagne für unkontaktierte Völker bei Survival, sagte zum 9. August: „Es macht Hoffnung, dass die Vereinten Nationen so klar Stellung für unkontaktierte Völker beziehen und auch deutlich sagen, was für ihre Probleme verantwortlich ist: Kolonialismus und Rohstoffraub. Es liegt nun an den Regierungen und der internationalen Öffentlichkeit, diese Menschen und ihr Recht, frei auf ihrem Land zu leben, zu respektieren.“
„Unkontaktierte Völker leben gut und erfolgreich, wenn ihr Land geschützt ist. Das Wichtigste, was wir für sie tun können, ist, ihre Landrechte zu schützen und sie in Ruhe zu lassen. Lasst sie leben!“
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