Inmitten des dichten Amazonas-Regenwaldes, wo der Klang der Natur allgegenwärtig ist, lebt eine der ältesten und am besten angepassten Gemeinschaften dieser Erde: die Ureinwohner Brasiliens. Während die moderne Welt zunehmend durch Umweltkatastrophen wie Brände im Amazonas/Pantanal, Klimawandel und unkontrollierte Industrialisierung bedroht wird, birgt das alte Wissen dieser indigenen Völker möglicherweise den Schlüssel zur Rettung unseres Planeten.
Eine jahrtausendealte Verbindung zur Natur
João, ein 54-jähriger Schamane des Krahô-Stammes im Norden Brasiliens, sitzt am Rand eines klaren Flusses, umgeben von Bäumen, deren Namen und Eigenschaften er alle kennt.
„Wir sprechen mit dem Wald“, sagt er, während er einen kleinen Ast bricht und zeigt, wie der Saft dieses Baumes traditionell als Medizin verwendet wird. Für João ist der Wald kein gesichtsloses Gebiet, sondern ein lebendiger Organismus, der mit Respekt und Sorgfalt behandelt werden muss.
Die Krahô, wie viele andere indigene Gemeinschaften, haben über Generationen hinweg eine intime Beziehung zur Natur entwickelt. Sie wissen, welche Pflanzen Krankheiten heilen können, wie man die Wälder nachhaltig bewirtschaftet und Brände kontrolliert. Doch dieses Wissen, das über Jahrtausende gepflegt wurde, gerät zunehmend in Vergessenheit – bedroht durch die moderne Welt, die es oft als unzeitgemäß und überflüssig betrachtet.
Die Herausforderung der Moderne
Der Regenwald Brasiliens wird seit Jahrzehnten rücksichtslos abgeholzt. Oft geschieht dies mit der Absicht, landwirtschaftliche Flächen zu schaffen oder Bodenschätze zu fördern. Dabei wird jedoch übersehen, dass indigene Völker seit Jahrhunderten Methoden entwickelt haben, die den Regenwald schützen, während sie gleichzeitig die Ressourcen nutzen.
„Wir leben von dem, was der Wald uns gibt, ohne ihn zu zerstören“, erklärt Maria, eine Sprecherin der Guarani-Kaiowá. Sie spricht von den „agroforstwirtschaftlichen Methoden“, bei denen Nutzpflanzen zusammen mit einheimischen Bäumen angebaut werden. Diese Technik verbessert nicht nur die Bodenqualität, sondern schützt auch die Biodiversität. Solche Methoden könnten in der modernen Landwirtschaft viel stärker eingesetzt werden, um den Bodenverlust und die Bodenerosion zu verhindern, die in Brasilien durch Monokulturen und großflächige Brandrodung verursacht werden.
Das Wissen bewahren und nutzen
Die Frage ist also: Wie können wir dieses wertvolle Wissen der indigenen Völker nicht nur schützen, sondern auch aktiv nutzen? Die Antwort beginnt mit dem Respekt vor der kulturellen Autonomie dieser Gemeinschaften.
In einem kleinen Dorf am Ufer des Tapajós-Flusses treffen sich Wissenschaftler und Mitglieder des Munduruku-Stammes. Sie arbeiten gemeinsam an einem Projekt zur Überwachung der Flüsse in der Region, um die Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen. Die Munduruku haben ein tiefes Verständnis für die saisonalen Schwankungen des Flussniveaus, und ihre Beobachtungen ergänzen die wissenschaftlichen Daten auf bemerkenswerte Weise. „Es ist eine Partnerschaft“, sagt Dr. Fernanda de Souza, eine Hydrologin, die mit dem Projekt betraut ist. „Wir lernen von ihnen und sie von uns.“
Solche Initiativen zeigen, wie traditionelle Kenntnisse und moderne Wissenschaft zusammenarbeiten können, um innovative Lösungen zu finden. Wissenschaftler und indigene Führer sprechen über Biodiversität, die Vermeidung von Bränden und nachhaltige Forstwirtschaft. Gemeinsam entwickeln sie Strategien, die nicht nur die Natur schützen, sondern auch den Wohlstand der Gemeinschaften sichern.
Ein globales Vorbild
Doch trotz solcher Erfolge bleibt das indigene Wissen oft marginalisiert. In den Schulen Brasiliens wird es selten gelehrt, und in der breiten Bevölkerung ist das Verständnis für die Weisheit der indigenen Völker gering. Es bedarf eines grundlegenden Wandels im Umgang mit diesem Erbe.
Ein möglicher Weg ist die Schaffung von Plattformen, die den Austausch zwischen indigenen Gemeinschaften und der modernen Welt erleichtern. Digitale Datenbanken, in denen traditionelles Wissen über Pflanzen, Tiere und Landnutzung dokumentiert wird, könnten nicht nur zur Bewahrung dieser Informationen beitragen, sondern sie auch für Wissenschaftler und Umweltschützer weltweit zugänglich machen. Dabei muss jedoch immer sichergestellt werden, dass die indigenen Völker die Kontrolle über ihr Wissen behalten und von seiner Nutzung profitieren.
Ein weiteres Beispiel ist die Einbindung indigener Gemeinschaften in nationale und internationale Entscheidungsprozesse. Als Brasilien 2021 seine Pläne zur Bekämpfung des Klimawandels vorstellte, forderten indigene Vertreter mehr Mitsprache. „Wir sind die Hüter des Waldes“, sagte Sonia Guajajara, eine prominente indigene Aktivistin. „Ohne uns wird es keine Lösung geben.“
Eine nachhaltige Zukunft
Während wir uns den drängenden ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stellen, könnte die Weisheit der indigenen Völker uns aufzeigen, wie wir einen nachhaltigeren Weg einschlagen können. Sie lehren uns, dass die Natur nicht als Ressource, sondern als Partner gesehen werden sollte. Dass das, was wir zerstören, unwiederbringlich verloren ist.
Am Ende unseres Besuchs im Krahô-Dorf führt João uns zu einem Hain mit jungen Bäumen. „Diese Bäume haben wir gepflanzt, damit unsere Kinder auch eines Tages von ihnen leben können“, sagt er. In seinen Worten liegt eine Botschaft, die über Jahrhunderte hinweg Bestand hat – und die heute aktueller denn je ist.
Das Wissen der Ureinwohner Brasiliens könnte die Grundlage für eine neue Art des Denkens und Handelns sein, die weit über die Grenzen des Regenwaldes hinausgeht. Es ist Zeit, dass wir zuhören.
Dieser Artikel ist mithilfe von KI entstanden