Rio de Janeiro, 20. Februar 2007
Die gestrige zweite Nacht der Paraden der Sambaschulen Rio de Janeiro zeigte wiederum, wie sehr sich die Schulen dieses Jahr ins Zeug legten, wo mehr als sonst auf dem Spiel steht. Denn dieses Jahr werden zwei Schulen absteigen und nur eine neue aus der zweiten Liga in die Grupo Especial aufsteigen, womit im kommenden Jahr nur noch zwölf Schulen ihre Umzüge präsentieren werden.
Auch die neue Attraktion der Stadt, die Cidade do Samba, wo alle Schulen der ersten Liga ihre Werkstätten haben, sorgte für einen härteren Konkurrenzkampf, da die Absteiger die Sambastadt verlassen müssen und ihre Investitionen vor Ort verloren gehen.
Die zweite Sambanacht begann mit Porto da Pedra, die jedoch recht glanzlos durch die Avenida zog, obwohl sie mit dem Thema der Apartheid in Südafrika und des Kampfes gegen den Rassismus in allen Bereichen der brasilianischen Gesellschaft Wichtiges zu sagen hatte. Unidos da Tijuca zeigten eine perfekte Parade über Fotografie mit witzigen Effekten wie den Fotos, die während des Umzugs von den Zuschauern gemacht wurden und sofort auf riesigen Bildschirmen auf einem allegorischen Wagen erschienen. Die dritte Schule, Salgueiro, überraschte die Zuschauer mit reichlichen Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr, als die traditionell als eine der beliebtesten geltenden Schule nur den undankbaren elften Platz erreicht hatte.
Zum Thema Afrika präsentierte Salgueiro mit luxuriösen allegorischen Wagen und Kostümen die Geschichte der kämpferischen Königinnen mit ihren Ritualen, Traditionen und Legenden, die vor Christus in Ostafrika regierten. Dann war Portela an der Reihe, die einzige Sambaschule, die bisher an allen Umzügen seit ihrem Beginn im Jahre 1932 teilgenommen hat. Die Schule, stolze Besitzerin von 21 Titeln, die jedoch in den letzten Jahren immer mehr zurückfiel, präsentierte mit viel Elan, sprühender Fröhlichkeit und leichten bunten Kostümen ihr diesjähriges Thema des Sports angesichts der im kommenden Juli stattfindenden Panamerikanischen Spiele. Berühmte Turner wie die Geschwister Hypólito und Daiane dos Santos bereicherten die Parade mit ihren gymnastischen Übungen auf einem der Wagen. Imperatriz Leopoldinense zeigte einen Umzug voller Glanz zum Thema Norwegen und seinem Haupt-Importprodukt, dem Kabeljau. Ob die Zuschauer jedoch die Vermischung mit dem berühmten TV-Entertainer Chacrinha und dem fernen Pernambuco und seinem Frevo verstehen konnten, bleibt fraglich und kann die Schule Punktabzüge kosten.
Luxuriös, jedoch nicht sehr kreativ präsentierte sich danach Grande Rio, die die Geschichte ihres Herkunftsortes Duque de Caxias erzählte. Den meisten Applaus erhielt die Schule in Momenten, wo Fernsehstars auf den allegorischen Wagen am Publikum vorbeitanzten, jedoch nicht für die Parade selbst. Bereits bei der Ausfahrt aus dem Sambódromo verursachte ein Wagen auch noch einen Brand in einem der angrenzenden Wohnhäuser, als das riesige Gefährt Stromkabel abriss und Feuer fing. Die Bewohner konnten jedoch gerettet werden. Die letzte Schule im Morgengrauen war dann der Publikumsliebling Beija-Flor, der die Zuschauer mit seinem Umzug zum Thema Afrika und seinen Einflüssen auf Brasilien zu begeisterten Champion-Schreien hinriss. Der Samba ging ins Ohr und wurde sofort mitgesungen, nicht nur von den 46 Gruppen mit insgesamt 4.100 Tänzern, sondern auch vom Publikum. Der Gewinner wird morgen Nachmittag bekannt gegeben werden.
Annette Runge für BrasilienPortal