Wenn die ersten Trommelschläge ertönen und die Proben bei den Sambaschulen beginnen, wissen die Anwohner ganz genau: jetzt wird es für Stunden laut. Doch immer weniger Bürger akzeptieren den Lärm, der das ganze Jahr über mindestens einmal die Woche ertönt. Seit dem vergangenen Jahr haben sich daher die Beschwerden bei der Stadtverwaltung von São Paulo verdreifacht. Spitzenreiter in Sachen Lärmbelästigung ist momentan die Sambaschule Nenê de Vila Maltide.
Denn diese Schule liegt inmitten eines normalerweise ruhigen Wohngebietes. Und jeden Sonntagabend wird dort fleissig das Marschieren auf der Strasse geübt, natürlich mit dem bekannten rhythmischen Trommeln der Perkussionsgruppe. Anwohner beschweren sich: “Es ist ein Heidenlärm und danach ist alles verdreckt“ erzählt eine Frau, die bereits seit 20 Jahren in der Strasse wohnt. Aus Angst vor Racheakten will sie ihren Namen nicht nennen. Der Präsident der Sambaschule, Alberto Alves, wiegelt ab. “In den letzten zehn Jahren haben wir niemals nach 23 Uhr geprobt“ verteidigt er die wöchentlichen Trainings und denkt nicht daran, dass es die Menschen auch während der von der Stadt genehmigten Zeiten stören könnte.
Im Norden der Millionenmetropole, beim Vizemeister in Sachen Beschwerden, der Sambaschule Império de Casa Verde, ist man von der Nachricht sogar überrascht. Man habe nie irgendwelche Reklamationen mitbekommen, vielmehr würde die Nachbarschaft ja an den Veranstaltungen teilnehmen. Und der Sieger vom vergangenen Jahr, die Sambaschule Vai-Vai zieht im Stadtteil Bela Vista um die von Familien bewohnten Hochhäuser. Dort gibt man zumindest zu, dass man ab und zu den erlaubten Zeitrahmen überschreitet. Von der Stadtverwaltung habe man wegen des Lärms zwar nun ein Grundstück bekommen, aber der Umzug richte sich eben nach der Vereinskasse. Und da wurde vermutlich jeder Real in die Motivwagen und Kostüme der laufenden Kampagne gesteckt. Schliesslich gilt es einen Titel zu verteidigen.