Rio de Janeiro, 20. Februar 2009
Willkommen zum BrasilienPortal Karneval 2009. Wir berichten live aus Brasilien über die närrische Jahreszeit – aktuell, ausführlich und kompetent. Und wie gewohnt natürlich auch als Podcast. Der Karneval in Brasilien ist schon mächtig im Gange. In Salvador da Bahia, aber auch in Rio de Janeiro finden Umzüge statt, gigantische Lautsprecherwagen werden von Hunderttausenden bis in die frühen Morgenstunden begleitet.
Samba und Axé sind allgegenwärtig, das närrische Treiben hat das Land fest im Griff. Apropos Samba, ist dies wirklich eine rein brasilianische Angelegenheit? Wir vom BrasilienPortal haben uns einmal in Rio de Janeiro umgesehen, und eine überraschende Entdeckung gemacht.
Denn heute beginnt in der brasilianischen Tourismusmetropole erneut eine Veranstaltung der ganz besonderen Art. Das 4. internationale Zusammentreffen der Samba – Rio Carnaval 2009. Vom 20. bis zum 28. Februar kommen hier Sambistas aus der der Welt zusammen – selbst Japaner und Finnen sind mit dabei – um in Workshops, Konzerten und natürlich auf den Strassenumzügen ihrer Leidenschaft zu frönen, neues zu erlernen und sich mit den Meistern ihres Fachs auszutauschen.
Organisiert wird die Veranstaltung von Zentrum für Kunst und findet hauptsächlich in den Gärten der Universität von Rio de Janeiro statt. Aber auch die berühmte “Cidade do Samba“ wird in den kommenden Tagen zur Bühne für viele nationale und internationale Gruppen. Dort findet auch die Eröffnungsveranstaltung statt. Die Samba dabei noch stärker hinaus in die Welt zu tragen, dies ist ein Hauptanliegen der Verantwortlichen. „Wir wollen mithelfen, ein Programm des kulturellen Austausches zu erstellen, welches unseren Sambistas mehr Arbeitsmöglichkeiten bietet, hier in Brasilien und auch im Ausland“ erklärt Jair Martins de Miranda, Initiator des Projektes “Samba Global“.
Dass die Samba nicht nur in Brasilien beliebt ist, zeigt sich jedoch an den beeindruckenden Zahlen. Rund 900 Gruppen gibt es mittlerweile weltweit, die sich vom Samba Carioca, dem Samba Rio de Janeiros inspirieren lassen und in über 100 Ländern auf unzähligen Konzerten und Veranstaltungen dem ständig wachsenden Publikum darbieten. Und genau an diese Musiker und Künstler richtet sich das heute beginnende Samba-Treffen. An der grössten Show der Welt teilzunehmen und dabei weitere musikalische Feinheiten zu erlernen, damit dann abermals im fernen Ausland und abseits des Karneval die Motivation für neue Kompositionen und Auftritte erhalten bleibt.
Jair selbst ist ebenfalls um die Welt gereist und sich die Samba ausserhalb des “país tropical“ einmal anzusehen. Erste Station war seiner Aussage nach Finnland, wo er gleich auf 5 Gruppen traf, in denen kein einziger Brasilianer mitspielte. Und in Deutschland, so bestätigte er auf Anfrage, sei das Samba-Festival in Coburg eine Vorzeigeveranstaltung, wo jährlich rund 70 Gruppen aus allen Landesteilen zusammenkommen und eine perfekte Mischung aus Karneval und Samba bieten.
Es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, aber natürlich kommen nicht nur Anhänger der Samba in diesen Tagen nach Rio de Janeiro. Viele Touristen aus dem In- und Ausland sind unter den Zuckerhut gekommen, um einmal mit eigenen Sinnen diese Nächte voller Tanz, Exotik und Leidenschaft zu geniessen. Unsere Nachrichten, unser Podcast und selbst Fotos und Videos, die sie hier in den kommenden Tagen noch zu Gesicht bekommen, können diesem Erlebnis natürlich nicht gerecht werden. Planen sie also doch auch mal einen Trip zum Karneval in Brasilien. Auf unserem Infoportal unter finden sie darüber viele Tipps und Möglichkeiten.
Doch man muss frühzeitig buchen, um noch an begehrte Eintrittskarten und Übernachtungsmöglichkeiten zu kommen. Derzeit sind nach Zahlen der lokalen Tourismusbehörde mehr Besucher in der Stadt wie je zuvor. Über 80 Prozent sind die Hotels und Pensionen ausgebucht. 11 Kreuzfahrtschiffe werden zum Carnaval in der Guanabarabucht vor Anker liegen, und mit 46.500 Passagieren wird die Zahl von 2008 – damals waren es 39.000 Besucher – ebenfalls deutlich übertroffen.
Der brasilianische Hotel- und Gaststättenverband hat mittlerweile ebenfalls Zahlen veröffentlicht. Die Reservierungen in den dem Sambódromo von Rio de Janeiro nahe gelegenen Stadtbezirken Centro, Glória und Flamengo liegen bei 92 Prozent der verfügbaren Zimmer, Betten und Apartments. In der ganzen Stadt rechnet man mit rund 90 Prozent Auslastung, 4 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Auch wenn es angeblich im internationalen Tourismus aufgrund der Finanzkrise einen leichten Rückgang geben soll, der nationale Tourismus, der die Besucher aus allen Landesteilen in die “cidade maravilhosa“ kommen lässt, gleicht dies mehr als aus.
Brasilien entdeckt also immer mehr den eigenen Karneval. Und wo früher fast auschliesslich Deutsche, Japaner, Amerikaner oder Engländer die Tribünen bevölkerten, tanzen nun vermehrt Sambafans aus Manaus, Brasília oder Curitiba. Die Stimmung kann dadurch nur besser werden, lassen sich die ausländischen Touristen nun inmitten der brasilianischen Lebensfreude noch stärker davon anstecken. Es wird also auch dieses Jahr wieder ein rauschendes Fest – ein gigantisches Spektakel – ein abermals einzigartiger Carnaval do Brasil.
Dietmar Lang für BrasilienPortal