Recife, 21. Februar 2009
In Recife haben am heutigen Karnevalssamstag über 1 Million Menschen das Zentrum der Metropole in eine riesige Partymeile verwandelt. Über mehrere Kilometer zog sich der Karnevalsumzug “‘Galo da Madrugada“ durch die Strassen der Stadt, zeitweise kam er aufgrund der Menschenmassen vollständig zum Erliegen. Gut zwei Dutzend auf Sattelschleppern installierte Bühnen mit riesigen Lautsprecheranlagen, “Trio Elétricos“ genannt, sorgten für die richtige Stimmung.
“Galo da Madrugada“ bedeutet übersetzt “Hahn der Morgenfrühe“’ und dementsprechend beginnt die jährlich ausgerichtete Veranstaltung bereits am Vormittag. Schon gegen 8 Uhr bilden sich schon die ersten Gruppen, um 10 Uhr ist Innenstadt bereits restlos überfüllt. Teilweise bis zu 12 Stunden tanzen, springen und hüpfen die Narren hinter den “Trio Elétricos“ her und feuern die darauf spielenden oft landesweit bekannten Künstler an. Diese lassen es sich natürlich nicht nehmen, wiederholt ihre grössten Hits zur Begeisterung der Massen zu intonieren – ein Freiluftkonzert, in der die Lebensfreude keine Grenzen zu kennen scheint. In diesem Jahr waren unter anderem Antonio Carlos Nóbrega, Lenine, Quinteto Violado, Nação Zumbi, Elba Ramalho, Toni Garrido, Banda Calypso, Miucha, Silvério Pessoa, Nena e Lula Queiroga sowie Almir Rouche für die ausgelassene Stimmung verantwortlich.
Gegenüber den Karnevalsumzügen von Rio de Janeiro, São Paulo oder Salvador da Bahia gibt in der Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco jedoch nicht hauptsächlich die Samba oder der Axé den Takt vor, sondern eher der Frevo. Zu der von lateinamerikanischen, afrikanischen und europäischen Stilrichtungen beeinflusste typische Musik des Nordostens wird vornehmlich gehüpft. Erfahrene Frevo-Tänzer lassen es sich jedoch auch im Gedränge nicht nehmen, akrobatische Figuren zu präsentieren, die sich oftmals von brasilianischen Kampftanz Capoeira ableiten lassen. Dabei sind sie verrückt kostümiert und tragen einen kleinen witzigen Sonnenschirm bei sich.
Mittelpunkt des Geschehens ist jedoch ein 33 Meter grosser Hahn, Symbol des Karnevalsvereins, welcher das Megaevent seit nunmehr über 30 Jahren veranstaltet. Der Hahn zieht wie die unzähligen Besucher durch die Strassen und über die Brücken der Stadt, von den Zuschauern am Wegesrand stets bejubelt. Auch rund 70 Riesenpuppen gehören zu den Festivitäten, deren gigantische Köpfe von einzelnen Mitgliedern der Gruppen auf den Schultern getragen werden und dem Fest neben den verschiedensten Kostümen der Teilnehmer noch ein exotischeres Flair verleihen. Der “Galo da Madrugada“ hat seit einigen Jahren einen Eintrag im Guinessbuch der Rekorde – als grösster Karnevalsumzug der Welt.
Dietmar Lang für BrasilienPortal
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