Willkommen zum BrasilienPortal Karneval 2009. Wir berichten live aus Brasilien über die närrische Jahreszeit – aktuell, ausführlich und kompetent. Es ist die vorletzte Folge unserer 10-teiligen Spezialreihe über den Karneval 2009 in Brasilien. Ab Freitag steht dann alle wichtigen Infos und News zudem noch zusammengefasst in einem einzigen SpezialPodcast “Brasil Karneval 2009“ zum Anhören und Herunterladen bereit. Und für alle Brasilien-Karnevalfans gibt es dort zudem weitere Podcasts zu den Themen “Karneval in Rio“ und “Karneval in Brasiliens Nordosten“. Informationen satt über das spektakulärste Fest der Welt.
Die Sambaschule Acadêmicos do Salgueiro hat zum neunten Mal die Sambaparaden von Rio de Janeiro gewonnen. Am Ende lag die 1953 gegründete Schule einen ganze Punkt vor Beija-Flor. Diese konnte sich nach den Siegen in den beiden Vorjahren den Traum von Hattrick nicht erfüllen. Dementsprechend bedrückt war die dann auch die Stimmung der erfolgsverwöhnten Kolibris, die alleine in den letzten sieben Jahren fünfmal die Paraden für sich entscheiden konnten. In der Vereinszentrale von Salgueiro dagegen wurde ausgelassen gefeiert, liegt der letzte Titel schon ganze 16 Jahre zurück. Die Schule kam in den 10 verschiedenen Bereichen, die jeweils von 4 unterschiedlichen Jurymitgliedern bewertet wurden, am Ende auf 399,0 von maximal 400 Punkten. Beija-Flor vereinte 398,0 Punkte auf sich, Rang 3 belegte die Sambaschule Portela mit 397,9 Punkten.
Salgueiro hatte sich das Thema “Die Geschichte der Trommel” für diesjährigen Paraden ausgesucht und hervorragend umgesetzt. Die Vize-Champions des Vorjahres sparten neben gigantischen Motivwagen und vielen unterschiedlichen farbenfrohen Kostümen auch nicht mit bekannten Persönlichkeiten. Neben Viviane Araújo als Königin der Trommler war Komponist Carlinhos Brown mit von der Partie, der die Paradestrecke in einer Replika des ersten Trio Elétricos von Bahia absolvierte. 4.100 Teilnehmer, 36 Kostümgruppen und 8 Motivwagen begeisterten dann das Publikum im ausverkauften Sambódromo Marquês de Sapucaí. Alleine die erste Allegorie enthielt 15 teilweise riesige Trommeln, die von Männern an Gummiseilen artistisch “gespielt“ wurden.
Eine Schrecksekunde hatten die Organisatoren der Schule zu bewältigen, als es kurz vor Beginn der Parade an zwei Motivwagen Probleme gab. Doch diese konnten in einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten noch behoben werden, so dass die Parade des nunmehr feststehenden Siegers ohne Zwischenfälle verlief. Es war ein gewaltiges Spektakel mit einem eingängigen Samba-Enredo, einer perfekt abgestimmten Perkussiongruppe, detailversessenen Kostümen und einer atemberaubenden Präsentation. Dies und die Begeisterung aller Teilnehmer auf der Paradestrecke bescherten der Schule nun auch völlig zurecht den Sieg.
Am kommenden Samstag kann man die Siegerschule noch einmal erleben. Beim Defilee der Sieger abermals im Sambódromo Marquês de Sapucaí. Und es gibt sogar noch Karten, ab umgerechnet 25 Euro geht es los. Wer also gerade in Rio ist, kann am Wochenende noch einmal so richtig eintauchen in den Carnaval do Brasil.
In der Grupo Especial belegte übrigens Império Serrano den letzten Platz und steigt dadurch in die Gruppe Acesso ab. Dort gewann bei den Paraden am Fastnachtssamstag unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit – die Welt sah nach São Paulo – die Sambaschule União da Ilha do Governador. Diese steigt somit in die Grupo Especial auf und wird nächstes Jahr weltweit live im Fernsehen zu bewundern sein während Império erst einmal in der Versenkung verschwindet.
So dicht liegen Freud und Leid im Karneval zusammen. Denn was für den Europäer wie ein gigantisches Spassfeuerwerk aussieht, ist in Wahrheit harte Arbeit. Tausende Stunden an Vorbereitung, immenser Geldeinsatz für Kostüme und Motivwagen, die Suche nach Sponsoren oder prominenten Mitstreitern auf der Paradestrecke – alles um den Titel zu erringen oder zumindest nicht in die zweite Liga abzusteigen. Die Sambaparaden sind eine grosse Show, es ist aber auch ein ernster Wettkampf um Sieg und Niederlage. Jeder Teilnehmer weiss dies und gerade die Prominenz wechselt auch gerne mal in eine aussichtsreichere Schule, um noch ein bisschen mehr im Rampenlicht zu stehen.
Doch der brasilianische Karneval ist auch der Strassenkarneval, wo all dies keine Bedeutung hat und die Menschen einfach nur feiern wollen. Es ist das ursprüngliche Volksfest, welches man von Porto Alegre bis hoch nach São Luis antrifft, mit Samba-Blöcken, Afro-Blöcken, Frevo-Blöcken und vielem mehr. Mit den gigantischen Lautsprecherwagen, riesigen Puppen, Hunderttausenden, die im Takt ihr ganz eigenes Fest feiern. Dies ist der Carnaval do Brasil – die Leidenschaft eines unglaublichen Landes der unterschiedlichsten Farben, Kulturen, Traditionen – das ist Brasilien!
Dies war sie also – unsere grosse Berichterstattung vom Karneval in Brasilien – 10 Tage lang Infos und News über das schönste Fest der Welt. Produziert in Zusammenarbeit mit dem brasilien Magazin. Wir sagen Dankeschön für Ihr Interesse. Der Carnaval do Brasil geht natürlich im kommenden Jahr in die nächste Runde, schon in Kürze beginnen die Vorbereitungen der Sambaschulen aufs Neue – denn nach den Paraden ist ja bekanntlich vor den Paraden.